Was tun in Hamburg?
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■ Fr, 14. 11. und Sa, 15. 11., 20.15 Uhr, Lichthof-Theater

Neues Musiktheater

Viel vorgenommen haben sich Benjamin von Bebber und Leo Hofmann für ihren Beitrag zum Auftakt der neuen Musiktheaterreihe „Stimme X“: Einer Reihe von Fragen, die der französische Philosoph Jacques Derrida Mitte der 90er-Jahre im Essay „Politik der Freundschaft“ formuliert hat, will sich das Duo musiktheatralisch nähern. Nicht leicht, denn die Suche nach den Stimmen in der Schrift des Begründers der Dekonstruktion darf ja nun wirklich nicht der doppelten Illusion erliegen, die Derrida als „Phonozentrismus“ bezeichnet: dass die gesprochene Sprache der Schrift vorgängig sei und das autonome Subjekt im Sprechen zu sich komme. Auf die Bühne kommt so nun nur ein „tryout“ von „wir/wir/wir“; fertig ist aber der zweite Teil des Abends: In Ernst Becherts „No Show“ sollen die Stimme einer Schauspielerin, ein Strom abstrakter Geräusche und blitzartige Bildfetzen im Kopf ein „imaginäres, gigantisch-monströses Bühnenstück nach einem Text Tim Etchells entstehen lassen.  MATT

■ Mi, 12. 11., 19.30 Uhr, Literaturhaus

Alte Männer (I)

Man könnte mutmaßen, es sei das Jahr der quirligen Literaturbetriebssatiren aus Großbritannien: So eine war das jüngste Buch von Edward St Aubyn, „Der beste Roman des Jahres“, das er unlängst im hiesigen Literaturhaus vorstellte. Nun liest an gleicher Stelle sein Landsmann Howard Jacobson (Foto: Jenny Jacobson) aus „Im Zoo“ (DVA, 448 S., 24,99 Euro). Da schreibt also ein nicht mehr ganz junger Autor über einen nicht mehr ganz jungen Autor, der in einer Schaffenskrise steckt und obendrein in einer merkwürdigen Dreiecksbeziehung – mit seiner Frau sowie deren Mutter. Wem derlei Stoff es noch nicht unbedingt dringend erscheinen lässt, im grauen November das Haus zu verlassen, der ist vielleicht empfänglich für dieses Lob aus Kollegenmund: Jacobsons „strahlende Brillanz ist so überwältigend wie sie Schwärze seines Humors“, hat Jonathan Safran Foer gesagt – „Ich kenne keinen witzigeren noch lebenden Autor.“ Den Abend moderiert die notorische Gabriele von Arnim, aus der deutschen Übersetzung, die Friedhelm Rathjen besorgt hat, liest der Schauspieler Tim Grobe.

■ Mi, 12. 11., 19 Uhr, Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, Lesesaal

Alte Männer (II)

Der in Cambridge lehrende Kulturhistoriker Peter Burke, einer der ganz großen seines Fachs, hatte sich schon einmal mit der Entwicklung der Wissensgesellschaft befasst. Genauer damit, wie sich seit etwa 1500 verändert hat, was wir wissen (und wie wir es tun). Auf „Papier und Marktgeschrei“ folgt nun „Die Explosion des Wissens. Von der Encyclopédie bis Wikipedia“ (Wagenbach, 392 S., 29,90 Euro). Von diesem ein wenig bemüht um Aktualität buhlenden Tiel darf man sich nicht abschrecken lassen – Burke ist einer der gar nicht mal so häufig anzutreffenden Autoren, die bei aller fachlichen Brillanz das Schreiben nicht aus den Augen verlieren, und so ist sein umfangreicher Essay über weite Strecken ein Aha-Erlebnis. Hübsches Detail: dass ein Mann mit seinem Anspruch auf ganzheitlichen Blick auf die Dinge nun auch noch im Warburg-Haus liest, mithin auf den Spuren eines anderen großen In-Beziehung-Setzers: Aby Warburg. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt, der Eintritt ist frei.  ALDI