Auch im tiefsten Winter muss man im Passivhaus noch lange nicht frieren

NACHHALTIGKEIT Darf man in einem Passivhaus im Sommer die Fenster öffnen und für den Winter einen gemütlichen Kamin einbauen? Die wichtigsten Antworten zu nachhaltigem Wohnen

VON SEBASTIAN SCHULTEN

Sind Passivhäuser nicht viel zu teuer?

Passivhäuser werden auf unterschiedliche Weise finanziell gefördert. Neben einem Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) gibt es auch einige regionale Programme. Während die KFW bundesweit ein zinsgünstiges Darlehen von bis zu 50.000 Euro für ein Passivhaus bereitstellt, gibt es in einigen Bundesländern die Möglichkeit eines einmaligen Zuschusses oder eines Kaufpreisnachlasses. Der Bau eines Passivhauses kostet genauso viel wie der eines „konventionellen“ Hauses. Wärmedämmung und Lüftungssystem eines Passivhauses erzeugen allerdings Mehrkosten. Durch den Zins-Vorteil bei der KFW-Förderung, steuerliche Vorteile durch die Öko-Zulage und die Energieeinsparung, die jährlich zwischen 510 und 1.020 Euro liegt, ist das Passivhaus aber langfristig die günstigere Lösung.

Ist es nicht ein Haus aus dem Baukasten und etwas für Neubauten?

Ein Passivhaus setzt keine spezielle Bauform, Bauweise oder Gebäudegröße voraus. Von der Dachform über die Klinker- bis zur Putzfassade können die Häuser individuell realisiert werden. Dennoch gibt es grundlegende Kriterien – etwa der Verbrauch von höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter in einem Jahr.

Der Umbau einer konventionellen Immobilie zu einem Niedrigenergie- beziehungsweise Passivhaus lässt sich allerdings selten umsetzen. Denn neben der doppelten Dämmung ist auch die Einrichtung zusätzlicher Fensterflächen zur Südseite hin ein Problem: Sonnenenergie ja ist die wichtigste Energiequelle des Hauses. Deshalb sollte man schon vor dem Umbau prüfen, ob das Haus geeignet ist, nachhaltig Energie zu sparen.

Sind Passivhäuser nur für Privathaushalte geeignet?

Nein. Das Prinzip der passiven Wärmenutzung wird auch in Sporthallen, Verwaltungs- und Fabrikgebäuden, Gemeindezentren und Schulen angewandt. Die Riedbergschule inklusive einer Kindertagesstätte in Frankfurt am Main ist ein solches Gebäude.

Darf ich im Passivhaus die Fenster öffnen?

Ja. Bewohner dürfen die Fenster öffnen, so oft sie wollen. Entscheidend ist, dass sie es eigentlich gar nicht müssen, denn eine Lüftungsanlage sorgt durchgehend für frische Luft. Das hat den Vorteil, dass Schmutz und Pollen durch den Feinfilter der Anlage draußen bleiben. Saubere Luft wird also auch dann ins Haus transportiert, wenn die Fenster in der Nacht geschlossen sind. Viele Passivhausbewohner schalten ihre Lüftungsanlage allerdings im Sommer ab und lüften wie gewohnt über die Fenster.

Muss ich im Winter frieren?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Passivhäuser durch ihre gute Dämmung nur verzögert auf besonders niedrige Temperaturen im Winter reagieren. Selbst wenn das Passivhaus nicht erwärmt wird, dauert es mehrere Tage, bis sich ein Temperatursturz bemerkbar macht. Im mitteleuropäischen Raum gehen große Kälteeinbrüche meist mit klarem Himmel und also höherer passiver Sonnenenergie einher. Das Gebäude kühlt also selbst im Winter nicht aus. Unabhängig davon dauern größere Kälteeinbrüche meist nur wenige Tage und wirken sich nicht auf die Temperaturen im Haus aus.

Hat ein Passivhaus gar keine Heizung oder Kamin mehr?

Ein herkömmliches Heizsystem mit Heizkörpern gibt es im Passivhaus in der Regel nicht; das wird eingespart. Dennoch dürfen diese Komponenten natürlich eingebaut werden. Die Leistung des Nachheizregisters für eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern beträgt rund 1.000 Watt, vergleichbar mit der Leistung eines starken Haarföns. In Badezimmern zum Beispiel werden auch im Passivhaus noch Heizkörper angebracht, damit man kurzfristig heizen kann. Einen Kamin allerdings kann man wegen des Lüftungssystems in einem Passivhaus nicht einbauen.