Die kalte Progression

Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn. Es dräuen auch noch Nacktwegschnecken und das Tarifsystem der Bahn. Doch oben auf dem Schreckensthron sitzt fett die kalte Progression.

Dort hockt sie, und man sieht sie lauern Sie rührt sich kauernd nicht vom Fleck und reißt und schnappt mit spitzen Hauern die nächste Lohnerhöhung weg. Sie ist der Hohn auf Fleiß und Fron – die, brrr!, die kalte Progression.

Im Portemonnaie der Leistungsträger frisst sie sich bis zum Konto vor. Den Leu erlegt der Großwildjäger. Den Tiger spießt das Bambusrohr. Nichts aber schützt den kargen Lohn vorm Maul der kalten Progression.

Und nachts, wenn alle Bubu machen, rollt still ein Stuhl zum Steuerschmaus. Dann fischt sich aus dem Fiskusrachen der Biestboss seinen Anteil raus. So kalt die Progression auch war, sein Nachtmahl gibt es warm – in bar.

Reinhard Umbach