Kein Strom wegen Vogelbrut

ERNEUERBARE ENERGIE Windkraftanlage oder Wiesenweihen: Zwei Windräder in Krummhörn wurden zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Vögel vorübergehend abgeschaltet, die Gemeinde klagt dagegen

„Es geht den Betreibern nur um’s Geld“

MANFRED KNAKE, WATTENRAT

Krummhörn in Ostfriesland scheint der ideale Standort für Windenergie zu sein: Der Wind bläst, bereits 160 Anlagen liefern klimafreundlichen Strom für die Gemeinde und das Umland. Doch ist klimafreundlich gleich umweltfreundlich? Naturschützer haben per Gerichtsbeschluss erreicht, dass zwei dieser Windräder weitgehend still stehen. Zwischen vier bis 22 Uhr müssen die Anlagen bis zum 1. August – solange bis die Brutzeit der Wiesenweihen beendet ist – ausgeschaltet bleiben.

Die knapp 50 Zentimeter großen Greifvögel sind vom Aussterben bedroht und haben direkt neben den Anlagen ihr Nest gebaut. Gerade mal 400 Brutpaare leben laut Naturschutzbund Nabu in Deutschland. Das Problem: Die Windkraftanlagen sieht der Vogel nicht als Gefahr an. Immer wieder sollen die Tiere an den Rotorblättern zerschmettern. Andere Wiesenweihen würden verenden, weil das plötzliche Absinken des Luftdrucks nahe der Rotoren ihre Lungen implodieren lässt. Tragisch für den Vogel, dass Windkraft momentan in Mode ist.

„Es geht den Betreibern bei der Windkraft nicht um’s Klima“, wettert Manfred Knake vom Wattenrat, „es geht den Betreibern nur um’s Geld.“ 60.000 Euro Einbußen hätte die Gemeinde Krummhörn durch den vorrübergehenden Betriebsstop – eine der Anlagen gehört einer Tochtergesellschaft der Gemeinde.

Der Bürgermeister von Krummhörn, Johann Saathoff, glaubt nicht an eine Gefahr für die Vögel. Er „hätte gerne ein Beweisfoto, dass die Tiere dort wirklich brüten.“ Die Gemeinde hat darum Klage eingereicht. Da das Verwaltungsgericht dieser Klage nicht gefolgt ist, wird nun vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg über den sofortigen Stopp der Windräder gestritten. PHILIPP WEBER