KOMMENTAR: JAN-PAUL KOOPMANN ÜBER ANTI-IMPERIALISMUS
: Schon in den 70ern falsch

Die Linke tut grundsätzlich gut daran, kritisch über Waffenlieferungen nach Kurdistan zu diskutieren. Denn sich aus dem Affekt wütend auf die Seite der Opfer zu stellen, haben Linke in der Geschichte zu oft getan. Nicht selten lagen sie mit ihrer Einschätzung daneben. Verzweiflung und Hilflosigkeit sind keine Grundlage der Kritik.

Es bleibt aber die Frage, mit wem man darüber diskutiert. Hier war es die anti-imperialistische Strömung – der denkbar schlechteste Ansprechpartner. Denn den IS-Faschismus nicht von der US-amerikanischen Politik zu unterscheiden – ihn implizit sogar als widerständige Bewegung zu adeln –, ist irrational und verharmlost den IS-Terror. Klar, der IS hat auch mit Kapitalismus zu tun, wie die Linken sagen. Und es wäre tatsächlich ein lohnend, diese Analyse vorzunehmen.

Genau da hätte die Linke durchaus Kompetenzen. Sie hat Referenten in ihrem Umfeld, um solche Abende informativ und kritisch zu gestalten. Doch statt einen davon aufs Podium zu setzen, holt sie mit den Antiimps einen der folgenschwersten Irrtümer ihrer Bewegungsgeschichte aus der Mottenkiste. Den Kurden, die mit dem Rücken zur Wand stehen, die Waffen aus pazifistischen Gründen zu verweigern, darüber ließe sich noch streiten. Sie aber dazu noch mit Vorträgen über die Schlechtigkeit ihres einzigen tatkräftigen Verbündeten, den USA, zu belästigen, ist lächerlich. Und klüger macht das auch nicht.