ARBEITSZIMMER
: Sachkundige Fragen

Mittwoch will er sich das Arbeitszimmer kurz anschauen

Scheiße. Die Steuererklärung! Wieder mal den Stichtag verpasst. Mein Sachbearbeiter wird da nicht begeistert sein. Vor allem, weil mir das im vorletzten Jahr auch schon passiert ist.

Vielleicht rufe ich ihn einfach schnell an und erkläre ihm, wie es dazu kommen konnte. „Meine Töchter, also, meine Frau, die arbeitet zusätzlich, damit wir überhaupt über die Runden kommen, also jedenfalls war ich mit den Kleinen allein zu Hause und die haben im Arbeitszimmer gespielt, eigentlich ganz friedlich, und wie ich dann von der Toilette wieder komme, geht da am Computer nichts mehr, absolut gar nichts mehr! Ham Sie so was schon mal erlebt?“ Schweigen. „Und ohne PC ist man heutzutage regelrecht lahmgelegt. Wochenlang Ärger, um an die verschollenen Dateien ranzukommen! Ein zusätzliches Laptop können wir uns ja leider nicht leisten.“ Letztlich gibt er uns genau einen Monat Verlängerung.

Doch so weit kommt es erst gar nicht, denn bereits tags drauf klingelt das Telefon. „Finanzamt Mitte – Plötz am Apparat.“ Wieso wir im Jahr 2009 ein Notebook steuerlich geltend gemacht hätten, wo wir doch gar keines besäßen? Ich schlucke. Selten hat mich jemand dermaßen auf dem falschen Fuß erwischt. Ein Missverständnis, stammle ich, da hätten wir wohl aneinander vorbei geredet – aber es hilft alles nichts. „Ein 28 Quadratmeter großes Arbeitszimmer, bloß für nen Schreibtisch, um dran Geschichten zu schreiben?“, fragt er. Pfff. Auch das noch. „Rechnungen. Und auch Steuerklärungen schreibe ich da – versprochen. Gleich nachher geht’s los.“ Herr Plötz legt mich in die Warteschleife, während ich den Raum abschreite. 10 Quadratmeter, allerhöchstens, überschlage ich, ehe er mich wieder in die Leitung holt. Mittwochnachmittag wolle er sich das Arbeitszimmer kurz anschauen. Könnte ziemlich eng werden, wenn die Kinder und ich auch mit reinkommen.

JOCHEN WEEBER