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: Versperrte Räume

DEUTSCHLANDS GEGNER Kanada und Nigeria haben auf verschiedene Weise die Grenzen der deutschen Offensive gezeigt

Es ist erst wenige Tage her, da wussten selbst die Experten keine Antwort auf die Frage, welches Team der Kombinationskunst der Deutschen etwas entgegensetzen kann. Taktisch gut organisierte Gegner, mindestens vom Kaliber USA oder Schweden, so die allgemeine Überzeugung, müssten den Deutschen gegenüberstehen. Ein Irrglaube. Mit Kanada und Nigeria haben zwei Teams der deutschen Offensive ihre Grenzen aufgezeigt, die nun das Turnier nach der Vorrunde verlassen müssen.

Ihr Konzept war recht ähnlich ausgerichtet. Auf der Grundlage absoluter Fitness, einer gut organisierenden Viererkette und auch emsig nach hinten arbeitender Offensivspielerinnen versperrten sie den Deutschen so gut wie alle Räume. Die Nigerianerinnen hatten das deutsche Eröffnungsspiel gegen Kanada als Anschauungsmaterial und die entsprechend laufstarken Spielerinnen, um eine ähnlich geartete Strategie umsetzen zu können. Beeindruckend war, wie bereits die beiden defensiven Mittelfeldspielerinnen Perpetua Nkwocha und Rita Chikwelu noch vor ihrer eigenen Abwehr die Deutschen in Schach hielten. Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von den sehr weit nach hinten orientierten Außenspielerinnen Stella Mbachu und Ebere Orji. Häufig versandeten die deutschen Angriffsbemühungen deshalb bereits im Mittelfeld.

Im Unterschied zu den Kanadierinnen verzichteten die Nigerianerinnen weitgehend auf ein eigenes Angriffsspiel. Sie drückten der kopierten kanadischen Defensivstrategie aber ihren eigenen Stempel auf: Sie bauten auf das Prinzip der Abschreckung. Zur Not wurden die Kombinationsversuche der Deutschen mit rüden Fouls unterbunden. Weil die Schiedsrichterin dies durchgehen ließ, wurde die Partie immer zerfahrener. Einen Rhythmus konnten die Deutschen nie aufnehmen. Auch das ist ein taktisches Stilmittel.

JOHANNES KOPP