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Hamburg-Hymnen gibt es viele, jetzt noch eine mehr: Die stammt von der Hamburger Band Aussenborder, die am Dienstag in der Astra-Stube gastiert – und heißt ganz einfach: „Hamburger Berg“.

Wem das schon zu viel Lokalkolorit hat, dem seien einige andere Konzerte ans Herz gelegt. Etwa Rose Kemp, eine junge Engländerin, die bereits heute mit PJ Harvey, Scout Niblett oder Chan Marshall verglichen wird. Zwar singt sie nicht vom Kiez, aber dafür von anderen „Dark Corners“. Eine verstörende Angelegenheit. Jetzt stellt Kemp im Haus 73 ihr zweites Solo-Album vor. Zum Gegenhören einen Tag später eignet sich nachgerade perfekt: Patti Smith, die in der Großen Freiheit 36 zu Gast ist.

Der Geheimtipp der Woche gastiert am Mittwoch im Grünen Jäger: Josh Ottum ist eine jener Glanz-Gestalten der Popmusik, wie sie nur selten vom Himmel fallen. Der etwas schüchterne, hagere Anti-Popstar braucht nicht viel: Ein Notebook hat er dabei, aus dem Beats, Melodien und Geräusche kommen. Auch eine E-Gitarre hängt er sich um, klassisches Werkzeug der Singer und Songwriter. So kommen bei dem vor kurzem nach Hamburg gezogen Amerikaner aus Seattle die althergebrachten und postmodernen Mittel des Musikmachens zusammen. Sein erstes Album „Like The Season“ ist ein lupenreines Pop-Album, das gleichzeitig klassisch und modern klingt, das nicht nur mit mehrstimmig gesungenen, herbstlich-melancholischen Balladen aufwarten kann, sondern gleichzeitig auf verspielte Art groovt. Wem etwa die eleganten, treibenden Elektro-Pop-Songs der französischen Band „Phoenix“ gefallen, der könnte sich auch in der Musik von Josh Ottum verlieren.

Na, und wir werden keineswegs verzichten, darauf hinzuweisen, dass die immer noch beste Band Düsseldorfs, die Fehlfarben, mit neuem Album in der Stadt sind. Im Jahr 2002 haben sie sich wiedervereinigt – jene Band, die 22 Jahre zuvor ein Album veröffentlicht hatte, das vielen als das wichtigste der achtziger Jahre gilt: „Monarchie und Alltag“ nannten sie ihr Debüt, ein paradoxer Titel für ein durch und durch ironisches, spöttisches und visionäres Werk der Popmusik, über das noch mehr als ein Vierteljahrhundert später viel gesprochen wird. „Gegen Götter habe ich nichts“, sagt Jochen Distelmeyer heute über die Düsseldorfer – und zählt sie zu seinen wichtigsten Vorbildern. Jetzt haben die nimmermüden „Fehlfarben“ ein neues Album veröffentlicht, das den tiefschürfenden Titel „Handbuch für die Welt“ trägt. Wie immer lebt die Musik vom Gesang des jüngst nach Wien verzogenen Peter Hein. Bissig klingt er, gallig, mürrisch, wütend, ätzend wie eh und je, mit großen, ganz großen Momenten. Gute Laune zu verbreiten war nie die Absicht der „Fehlfarben“. Vom Aufschwung zu erzählen ist ihre Sache nicht, eher vom Abschwung, von der Depression, von den Grauschleiern, den politischen und immer auch den persönlichen. Musik, die in ihrer Dringlichkeit besticht, in ihrer Ernsthaftigkeit – und vor allem in ihrer Fähigkeit, die Grenzen zwischen dem „Ich“ und dem „Wir“, zwischen dem Persönlichen und dem Politischen durchlässiger zu machen. Jetzt stellt die Band ihr neues Album im Uebel & Gefährlich vor. Marek Storch Aussenborder: Di, 12.6., 22 Uhr, Astra-Stube Rose Kemp: Mo, 11.6., 22 Uhr, Haus 73 Patti Smith: Di, 12.6., 21 Uhr, Große Freiheit 36 Josh Ottum: Mi, 13.6., 21 Uhr, Grüner Jäger Fehlfarben: Do, 7.6., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich