„Christsein ist Liebe“

Jens Böttcher liest aus „Interview mit dem Teufel“

■ 44, arbeitet als Comedian, Musiker und Autor für Radio und Fernsehen. Sein Roman „Interview mit dem Teufel“ ist im Brendow-Verlag erschienen.

taz: Herr Böttcher, glauben Sie an den Teufel?

Jens Böttcher: Nicht als Person mit Hörnen und Klauenfüßen, aber an den Teufel als Gesinnung. Das Böse ist in uns, und wenn es nur die Lethargie ist: Dinge passieren zu lassen, obwohl wir es besser wissen.

Sie kommen aus der Musik- und Comedy-Szene.

Ja, und aus der Punk- und Philosophieszene.

2001 wurden Sie von einem amerikanischen Pastor in einer Badewanne getauft.

Das stimmt, aber ich bin nicht-fundamentalistischer Christ. Ich glaube nicht, dass man die Welt in schwarz und weiß teilen kann.

Sie hatten aber ein Erweckungserlebnis?

Das kam aber nicht durch den Pastor, sondern gehörte zu meiner inneren Reise. Das ist jetzt schwierig zu erklären.

Fühlen Sie sich einer Gemeinschaft zugehörig?

Ich halte mich von jeder Art von doktrinärer Zusammenkunft fern. Ich habe einen tiefen Glauben, aber minus der Missionskeule und minus der Intoleranz, die oft darin steckt.

Aber Sie haben ein persönliches Verhältnis zu Gott?

Absolut.

Wie verträgt sich das mit der Unterhaltungsindustrie, für die Sie arbeiten?

Ich versuche auch mit der Comedy für das Gute zu kämpfen, gegen die Engstirnigkeit. Meine Botschaft ist: Christsein kann nur Liebe sein.

So à la „Gottes Liebe ist wie die Sonne“?

Man muss aufpassen, dass man das nicht trivialisiert. Der Philosoph Kierkegaard hat gesagt, dass sich nicht das Christentum vor der Welt, sondern die Welt vor dem Christentum verantworten muss. Damit meint er die Liebe, nicht die Religion. INTERVIEW: WIE

Lesung: 20 Uhr, Evangelische Buchhandlung Holstenstraße