KUNSTRUNDGANG
: Andrea Edlinger schaut sich in den Galerien von Berlin um

Das Thema ist in aller Munde, aber in wenigen Galerien. Um Klimawandel geht es in „Überhitzt“ von 15 MeisterschülerInnen des Studiengangs Malerei an der Kunsthochschule Weißensee. Sie machen es sich nicht leicht, dem Besucher aber auch nicht: Schon am Eingang versperrt eine herabhängende Papierbahn den Weg. Nur die Schlupfwinkel an den Seiten nutzend, findet man, entlang der wellenförmig gespannten Bahn von Heike König, in die Ausstellung. Reiter mit Pfeil und Bogen strömen aus Wiebke Jacobs’ Papierwald „Unbeirrbare auf großer Fahrt“, der sich um zwei Fenster des Ausstellungsraumes spannt. Retter des Waldes sind sie, die ihr wasserfallartig zu Boden stürzendes Reich vor dem Abgrund bewahren wollen. Nebenbei haben sie es mit Insekten zu tun: Eine Motte klebt leblos an einem Scherenschnittreiter. Diese fantastische Szenerie ist leider von der Realität eingeholt worden: 2007 flogen Käfer, ermutigt vom warmen Winter, mehrere Wochen früher als sonst aus. Die Waldbäume hingegen leiden unter der Hitze und sind dem Käferbefall hilflos ausgeliefert. Angesichts solcher Tatsachen ist es paradox, dass Schutzgebiete aufgegeben werden – zugunsten von uneffektivem Braunkohlebau. So geschehen ist das in Lacoma nördlich von Cottbus. Nach diesem Ort hat Kathrin Schötz ihr Gemälde benannt. Verlassen steht eine Frau in einer blassen Fläche. Ihr Blick geht nach unten, während sich von oben eine bunte, bedrohliche Fantasiegestalt nähert. Mit solch Fakten konfrontiert, möchte man es am liebsten Christl Mudrak gleichtun: Die Künstlerin hüpfte bei der Vernissage als Riesenkaninchen in einem mit zebrafellartig gemusterten Stoffen ausgelegtem Raum: Hier darf jeder selbst entscheiden, ob er sich ästhetisch vernebeln lassen oder an eine aussterbende Tierart denken möchte.

„Überhitzt! Kunst und Klimakatastrophe“: bis 10. Juni, Mi–Fr 15–19 Uhr, Sa–So 12–19 Uhr, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Mariannenplatz 2