Für Ai Weiwei und uns

FREIHEIT Im Bremer Theater fand am Sonntag eine Diskussion über unser Verhältnis zu China statt

Ein Theater engagiert sich für Freiheit und Menschenrechte, klar. Dass das Bremer Theater dies ausgerechnet am Thema China tut, hat gute Gründe: Der gerade mundtot freigelassene Künstler Ai Weiwei war 2009 in Bremen, um hier zwei Bühnenbilder zu produzieren. Hans-Georg Wegner, der künstlerische Geschäftsführer, erklärte bei der Sonntagsmatinee zum Thema China, dass er selbst in der DDR mit der Frage, wie „der Westen“ mit diktatorischen Regimes umgeht, aufgewachsen sei. Das Theater hatte sich im April öffentlich mit Ai Weiwei solidarisiert.

Nicht nur Wirtschaftsvertreter, auch Politiker raten oft zu diplomatischer Zurückhaltung. Als Grüne und Konservative im Europäischen Parlament den Sacharow-Preis an den chinesischen Dissidenten Hu Jia vergeben wollten, da waren Sozialdemokraten und Kommunisten dagegen, berichtete Helga Trüpel. Sie hatte als für China „zuständige“ Europaabgeordnete den Osteuropa-Historiker Wolfgang Eichwede und den früheren Präsidenten der Goethe-Institute, Claus-Dieter Lehmann ins Bremer Theater eingeladen.

Eichwede warb dafür, eine offene Sprache zu sprechen und „auch mal Regelverletzungen“ gegenüber autoritären Regimes zu riskieren – viele, die offiziell die Parteilinie vertreten, haben nach seiner Erfahrung „privat“ eine ganz andere Meinung.

Dass das Ausmaß an Selbstzensur „frappierend“ sei, berichtete auch Lehmann. Das KP-Regime agiere durchaus widersprüchlich, für die Arbeit des Goethe-Instituts in China etwa gebe es keinerlei Zensur. kawe