Koch-Mehrin lässt Forschen

EU Schummelpolitikerin gibt Ausschussarbeit auf

BERLIN dapd | Angesichts massiver Kritik von Wissenschaftlern und Kollegen hat die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin die Mitgliedschaft im Forschungsausschuss aufgegeben. Sie werde in einen anderen Parlamentsausschuss wechseln und weiter an wirtschaftspolitischen Themen arbeiten, teilte das Büro der 40-Jährigen in Brüssel am Wochenende mit. Darüber habe sie den FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler und die Führung der liberalen Fraktion im Europaparlament informiert.

Die Uni Heidelberg hatte Koch-Mehrin den Doktortitel vergangene Woche aberkannt, nachdem eine Kommission der Hochschule eine Vielzahl von Plagiaten nachgewiesen hatte. Am Donnerstag hatte die FDP-Politikerin dann mitgeteilt, dass sie als Vollmitglied in den Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie entsandt worden sei. Seit 2009 war sie dort stellvertretendes Mitglied.

Die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen hatte am Wochenende die Mitgliedschaft in dem Ausschuss kritisiert. Plagiate seien kein Kavaliersdelikt, sagte der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Karl-Ulrich Mayer. Koch-Mehrins neue Rolle sei „unglücklich“. Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Peter Gruss, sprach von einem „verheerenden Signal, wenn sich jemand für die Belange der Forschung politisch einsetzen soll, der selbst Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens verletzt und das geistige Eigentum anderer nicht achtet“. Koch-Mehrin habe sich in „jedweder Weise disqualifiziert, für die Forschung zu sprechen“.

Rösler hatte am Wochenende mit Verweis auf ein „laufendes Verfahren“ eine Aussage über die weitere Mitgliedschaft Koch-Mehrins im Europaparlament abgelehnt. Die formelle Begründung der Universität Heidelberg sei ihr noch nicht zugegangen.