Tod nach Medikamententest

Der US-Pharmakonzern Pfizer testete ein neues Antibiotikum an Säuglingen und Kleinkindern in Nigeria

Der US-Pharmakonzern Pfizer steht in Nigeria vor Gericht, weil er für den Tod von Kindern nach dem Verabreichen eines Medikamentes verantwortlich sein soll. Vor der Behandlung hätten die Kinder keine Anzeichen einer Gehirnhautentzündung gezeigt, heißt es in der Klageschrift, die der nördliche Bundesstaat Kano einreichte. Danach seien jedoch einige Kinder gestorben, andere müssten jetzt mit Behinderungen leben.

Die Regierung von Kano wirft Pfizer vor, etwa 200 Kinder und Säuglinge in einem provisorischen Lazarett ausgewählt zu haben, ohne dass die Eltern vorher gründlich aufgeklärt worden seien. Die Hälfte davon habe das Antibiotikum Trovan erhalten, das zu dem Zeitpunkt noch nicht erprobt worden sei.

Pfizer wies die Vorwürfe zurück. Der Konzern habe sich ethisch korrekt verhalten, als er das Mittel 1996 in Kano getestet habe, heißt es. Das Medikament Trovan sei zu der Zeit bereits an 5.000 Patienten getestet worden und habe sich im Endstadium der Entwicklung befunden. Zudem habe das Unternehmen mit dem Wissen und dem Einverständnis der nigerianischen Regierung gehandelt.

Beide Seiten streiten sich bereits seit Jahren vor Gericht. Allerdings räumt auch Pfizer selbst in internen Dokumenten nach Informationen der Washington Post ein, dass es zu Todesfällen bei Kindern nach der Einnahme von Trovan gekommen sei. Es gebe jedoch keine Anzeichen, dass das Antibiotikum für die Todesfälle verantwortlich sei. Auch in der Kontrollgruppe seien sechs Kinder gestorben.

Das Medikament ist zwar 1997 von der US-Arzneimittelbehörde FDA freigegeben worden – jedoch nur für Erwachsene. Für Kinder ist Trovan dagegen nicht zugelassen. RTR