DIE STIMMEN DER ANDEREN
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■ Expansión (Spanien)

Bei Griechenland hart bleiben

Griechenland ist zu einer großen Gefahr für die Stabilität der EU geworden. Die Führer der EU – mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze – sind bereit, Athen zu helfen, sofern die Griechen sich einig sind, selbst Opfer zu bringen. Aber Griechenlands konservativer Oppositionsführer Antonis Samaras will sich auf die Forderungen der EU und des Weltwährungsfonds nicht einlassen. Die EU darf jedoch in keinem Fall nachgeben, weil sie sonst einen verhängnisvollen Präzedenzfall schaffen würde. Europa kann großzügig sein, aber nur wenn die politischen Repräsentanten des Landes bereit sind, ihren Beitrag zu leisten.

■ de Volkskrant (Niederlande)

Wilders und das Stimmvieh

Rein juristisch mag es sein, dass Geert Wilders nicht zu Hass und Gewalt angestachelt hat. Aber er stellt eine ganze Bevölkerungsgruppe ins Abseits, wenn er im Parlament über „islamisches Stimmvieh“ redet oder erklärt, dass „etliche Millionen“ Muslime aus Europa abgeschoben werden müssten. Wilders hat völlig Recht, wenn er sagt, dass die politische Debatte in den Niederlanden kräftig und ohne Samthandschuhe geführt werden muss, doch dazu gehört es nicht, unnötig verletzend zu sein. Der politische Streit muss mit Argumenten geführt werden. Nicht der Gerichtssaal, sondern das Parlament ist dafür der richtige Ort.

■ il Fatto Quotidiano (Italien)

Journalismus heute heißt Web

Der Guardian, die Referenzzeitung der Linken in Großbritannien, hat eine echte Revolution angekündigt: Die neue Strategie heißt „digital first“. Ab sofort genießt die Onlineausgabe Priorität – und das bei einem Medium, das eben eine Tradition als gedruckte Zeitung hat, nicht bei einem erst in der digitalen Ära gegründeten. Einer der wichtigsten Gründe für diese Entscheidung ist ökonomischer Natur: Der Guardian hat allein im letzten Jahr 33 Millionen Pfund Verlust gemacht. Die Aussichten für die Zukunft sind nicht besser, die Rede ist von 175 Arbeitsplätzen, die verschwinden sollen. Klar ist jetzt: Die Krise der Zeitungen kann nur überwunden werden durch den konsequenten Schritt in die digitale Zukunft.

■ Jungle World (Westdeutschland)

Was ist ein Slutwalk?

Die Musikerin und Autorin Sandra Grether von der Gruppe Slutwalk Berlin über die Inhalte und die Form eines neuen feministischen Protests: „Slutwalk ist eine Protestform, die viele Frauen auch deshalb mobilisiert hat, weil sie ein anderes Bild abgibt als das Klischee von der körperfeindlichen Feministin. Slutwalk stellt in dieser Hinsicht ein befreiendes Moment dar. Frauen und Menschen aller Genders ziehen an, was sie wollen, sie zeigen die Körper, die sie haben, und verbinden ein ernsthaftes politisches Anliegen mit einem bisschen Spaß. Und die Mobilisierung funktioniert.“

■ Junge Welt (Ostdeutschland)

Taliban revisited

Obamas Vorgänger Bush hat die Hindukusch-Expedition nicht gestartet, um bin Laden zu liquidieren, sondern um in einer strategisch sensiblen Region stärker Fuß zu fassen und mittels Afghanistan die Kontrolle über Pakistan zu verstärken. Zehn Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes stellt sich die Situation für die Interventionsmächte heute ungünstiger dar als zu Kriegsbeginn. Die Taliban, als sektiererische Ungeheuer davongejagt, sind als nationale Befreiungskraft zurückgekehrt. Und die Entfremdung Pakistans vom Westen ist so groß wie nie zuvor. „Afpak“ erwies sich als grandioser Fehlschlag.