Zu viel Stress für 25 Großbanken

STRESSTEST Nicht genug Eigenkapital, um eine Wirtschaftskrise zu überstehen – so lautet das Testergebnis der Europäischen Zentralbank für 25 Geldinstitute im Euroraum. Bis auf einen kommen alle deutschen Kandidaten durch, und auch der hat inzwischen nachgebessert

Die folgenden 25 Banken sind beim EZB-Stresstest durchgefallen. 12 Institute haben ihre Kapitallücken inzwischen schließen können. Ihre Namen sind kursiv gedruckt.

■ Deutschland: Münchener Hypothekenbank

■ Österreich: ÖBAG

■ Belgien: Axa Bank Europe, Dexia

■ Zypern: Bank of Cyprus, Cooperative Central Bank, Hellenic Bank Public Company

■ Spanien: Liberbank

■ Frankreich: C.R.H. Caisse des Refinancement de l’Habitat

■ Griechenland: Eurobank, National Bank of Greece, Piräus Bank

■ Irland: Permanent tsb

■ Italien: Monte dei Paschi di Siena, Banca Carige, Veneto Banca, Banco Popolare, Banca Popolare di Milano, Banca Popolare di Vicenza, Credito Valtellinese, Banca Popolare di Sondrio, Banca Popolare dell’Emilia Romagna

■ Portugal: Banco Comercial Portugues

■ Slowenien: Nova Kreditna Banka Maribor, Nova Ljubljanska banka (dpa)

VON HANNES KOCH

BERLIN taz | Beim Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) ist auch eine deutsche Bank durchgefallen. Die Münchener Hypothekenbank hatte Ende 2013 nicht genug Eigenkapital, um eine schwere Wirtschaftskrise zu überstehen. Die übrigen getesteten 24 deutschen Banken kamen durch – manche allerdings nur knapp.

Im gesamten Euroraum verfügten 25 von 130 überprüften Instituten über zu wenig Kapital, teilte die EZB am Sonntagmittag in Frankfurt/Main mit. Die große Mehrheit – 105 der wichtigsten Institute – sei aber solide aufgestellt. Dieses Ergebnis „wird das öffentliche Vertrauen in den Banksektor stärken“, sagte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio.

In Italien fielen neun Institute durch, darunter große Regionalbanken in Siena und Mailand. In Griechenland scheiterten die wichtige National Bank of Greece und die Piräus Bank. Der österreichischen Krisenbank ÖVAG fehlte ebenfalls massiv Geld, in diesem Fall fast eine Milliarde Euro. Vor gut drei Wochen hat das Institut deshalb seine Abwicklung angekündigt. Die bemängelten Institute müssen sich mindestens 25 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital besorgen. Zwölf Banken hätten dabei 2014 das Ziel schon erreicht, erklärte die EZB.

Der Stresstest ist ein Schritt, um die einheitliche Bankenaufsicht durch die Europäische Zentralbank aufzubauen. Die Institute mussten für 2013 nachweisen, ob sie unter normalen Verhältnissen mindestens 8 Prozent hartes Kernkapital im Verhältnis zu ihren risikogewichteten Aktiva (unter anderem Kredite) besitzen, unter den hypothetischen Bedingungen einer Wirtschaftskrise mindestens 5,5 Prozent.

Banken, die weniger Kapital vorweisen konnten, benötigen nun zusätzliche Mittel. In den nächsten zwei Wochen müssen sie klären, wie sie das Geld beschaffen können. Andere Optionen bestehen darin, ihre Geschäfte zu verringern oder den Betrieb einzustellen. Die gesamte Prozedur soll als Signal dienen, dass der europäische Bankensektor größtenteils wieder stabil ist. Regierungen und EZB hoffen darauf, dass die Institute sich gegenseitig mehr Geld leihen und auch die Wirtschaft besser mit Krediten versorgen, wenn sie auf die Stabilität der anderen Banken vertrauen können.

Das Ergebnis „wird das Vertrauen in den Banksektor stärken“

EZB-VIZEPRÄSIDENT VÍTOR CONSTÂNCIO

In Deutschland hat die EZB unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Landesbanken überprüft. Für das Krisenszenario konnte die Münchener Hypothekenbank dabei nur knapp 3 Prozent Kernkapital nachweisen. 2014 habe das Institut sein Kapital aber deutlich gestärkt, sodass diese Lücke nun geschlossen sei, teilten Bundesbank und die Finanzaufsicht Bafin mit.

Andere Institute in Deutschland kamen nur knapp durch. Wenig über den nötigen 5,5 Prozent lagen beispielsweise die HSH Nordbank und die DZ Bank, das Zentralinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, mit jeweils 6 Prozent. Die Wüstenrot Bank erreichte 6,5 Prozent.

Dorothea Schäfer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin kritisierte den Test. „Die Banken durften selbst einschätzen, für wie risikoreich sie ihre Investments und Kreditzusagen hielten.“ Weil die Kriterien des Stresstests zu schwach seien, um neues Vertrauen zu schaffen, erwartete Schäfer „keine Entspannung der wirtschaftlichen Lage“.