Saddams Stellvertreter im Irak hingerichtet

Auch Taha Jasin Ramadan stirbt am Galgen und soll nach seinem Wunsch neben dem Exdiktator beigesetzt werden

BAGDAD ap/dpa/afp ■ Wegen eines Massakers an 148 Schiiten ist der ehemalige irakische Vizepräsident Taha Jasin Ramadan gestern früh gehängt worden. Dies bestätigte ein Regierungsvertreter in Bagdad. Damit wurde am vierten Jahrestag der US-Invasion im Irak das vierte ranghohe Mitglied des Regimes von Saddam Hussein hingerichtet. Wie in der Provinz Salaheddin zu erfahren war, soll Ramadan auf eigenen Wunsch neben Saddam in einem „Grab der Märtyrer“ beigesetzt werden.

Der sunnitische Kurde Ramadan, der 1938 im nordirakischen Mossul geboren wurde, hatte 1970 die „Volksarmee“, eine Miliz der regierenden Baath-Partei, gegründet. Ramadan gehörte zur Führungsebene des Kommandorats der Revolution und rückte 1991 in die Funktion eines Stellvertreters von Saddam Hussein auf. Er war wegen seiner direkten und bisweilen brutalen Ausdrucksweise bekannt und berüchtigt. Als Industrieminister in den 70er-Jahren soll er gesagt haben: „Von Industrie verstehe ich nichts, aber eines weiß ich sicher: Wer nicht hart arbeitet, wird hingerichtet.“ Zur Regelung des Konflikts zwischen den USA und dem Irak schlug er vor, US-Präsident George W. Bush und Saddam Hussein sollten sich duellieren – mit den Waffen ihrer Wahl. Im August 2003, vier Monate nach dem Sturz des Saddam-Regimes, wurde Ramadan gefangen genommen und den US-Truppen übergeben.

Ramadan war im Prozess vor dem Sondertribunal wegen eines Massakers an 148 Schiiten 1982 zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht schloss sich jedoch der Auffassung der Staatsanwaltschaft an, dass dieses Urteil zu milde sei, und verurteilte ihn im Februar zum Tod. Dieser Spruch wurde am vergangenen Donnerstag von einer weiteren Berufungsinstanz bestätigt.

Der Angeklagte hatte seine Unschuld beteuert. Ramadan erklärte, er sei für die wirtschaftliche Entwicklung zuständig gewesen und habe nichts mit Sicherheitsfragen zu tun gehabt. Auch Menschenrechtsorganisationen kritisierten, dass die Beweise gegen Ramadan für die Todesstrafe nicht ausreichen.

Vor Ramadan wurden schon Saddam Hussein, dessen Halbbruder und Geheimdienstchef Barsan Ibrahim sowie der Vorsitzende des Revolutionsgerichts, Awad Hamed al-Bandar, hingerichtet. Ein weiteres bekanntes Mitglied des Regimes, das derzeit unter anderem wegen der Chemiewaffenangriffe auf Kurden vor Gericht steht, ist Ali Hassan al-Madschid.