weinprobe
: Pfälzer Klassik: ein Satz nach vorn & deutsche Sprache

Ruppertsberger Riesling 2005, Weingut A. Christmann

Es mag ja nicht sehr originell sein, mal wieder einen Riesling zur Probe zu empfehlen, schließlich tut das inzwischen jeder, der ein Weinglas halten kann. Nun ist es aber so, dass es zwar leicht ist, hervorragende teure Rieslinge zu finden, während preiswerte Sortenvertreter oft nicht mehr als nett und adrett sind, aber keinesfalls wegweisend. Bei dem Pfälzer Winzer Steffen Christmann (Weingut A. Christmann, Gimmeldingen) ist das anders. Die herausragende Klasse seiner dreimal so teuren Großen Gewächse aus klassifizierten Ersten Lagen wie Idig, Mandelgarten oder Reiterpfad ist bereits in seinen Guts- und Ortsrieslingen angelegt. So kommt es, dass der ohne engere Herkunftsbezeichnung gefüllte saftige Riesling 2005 (9 Euro) von einer Vielschichtigkeit und Nachhaltigkeit ist, die man sonst von höherwertigeren (und teureren) Weinen gewohnt ist. Dass selbst benachbarte Gemeinden völlig unterschiedliche Weincharaktere liefern können, machen Christmanns ausgezeichnete Ortsrieslinge klar. Während etwa der Königsbacher Riesling – des berühmten Idigs Zweitwein – seine goldenen Rieslingbeeren in einer Eisenfaust hält, zeigt sich der feinwürzige Ruppertsberger Riesling 2005 (10,50 Euro) offener: kühl, elegant, nervig verspielt – ein beachtliches Vorspiel zur Großen Riesling-Oper vom Reiterpfad! Bemerkenswert ist, dass Christmanns seit dem Jahrgang 2005 mit biodynamischen Methoden erzeugten Weine bei geringeren Alkoholwerten als früher an Natürlichkeit, Lagenausdruck und Nervigkeit noch gewonnen haben. Damit hat Christmann auf einem ohnehin schon hohen Qualitätsniveau nochmals einen Satz nach vorne gemacht und liefert mit die individuellsten Pfälzer Rieslinge.

Bezug: Wein und Glas Compag-nie, Prinzregentenstr. 2, 10717Berlin Wilmersdorf,Tel.: (0 30) 23 51 52-0,info@weinundglas.com, www.weinundglas-berlin.de

2004 Spätburgunder B, Weingut Friedrich Becker

„Fritz“ Becker ist seit vielen Jahren einer der herausragenden deutschen Rotweinerzeuger. Seine nominell Südpfälzer Weinberge liegen größtenteils bereits im Elsass, doch seine Spätburgunder sprechen eine deutsche Sprache. Wie bei Christmann, so verblüfft auch hier die Klasse des preiswertesten, weil von noch recht jungen Reben gewonnenen Burgunders. Der über fast zwei Jahre in gebrauchten Barriques – daher das „B“ – ausgebaute Spätburgunder B 2004 (13,20 Euro) offenbart ein würziges Unterholzbukett mit frischen Waldbeeraromen. Sie prägen auch den würzigen und zugleich frischen Geschmack dieses eleganten, seidig gewirkten Rotweins, dessen ausgewogener Fruchtcharme von der feinen Säure noch betont wird. Wer also bei einem Rotwein Feinheit und Eleganz statt Kraft und Konzentration sucht und zudem lieber eine ganze Flasche anstatt nur ein Glas trinkt, der greife zu – der Wein kommt in dieser Woche nach Berlin.

Bezug: Mövenpick Weinland Ber- lin-Mitte, Leipziger Str. 60, 10117 Berlin, Tel.: (0 30) 20 05 89 98, www.moevenpick-weinland.de STEPHAN REINHARDT