LESERINNENBRIEFE
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Milliarden in Sicherheit gebracht

■ betr.: „Griechen sparen nicht mit Protesten“, taz vom 20. 6. 11

Also die Griechen leiden und protestieren. Sie gehen auf die Straßen, und vor dem Parlamentsgebäude schreien sie ganz laut „Diebe!“. Ich kann mir leicht vorstellen, dass von den vielen Milliarden, die fehlen, einige Milliarden von „den Großen und den Mächtigen“ des Landes schon in Sicherheit gebracht worden sind, nach Zürich oder Luxemburg oder auf die Kanal- oder Cayman-Inseln. Also bevor man Griechenland kaputt spart und Tausende von benachteiligten Leuten in Notsituationen drängt, sollte man vielleicht zuerst eine Runde in den Steueroasen „herumschnüffeln“. Oder vielleicht will man das nicht machen aus Angst vor dem, was man dort alles sonst noch für „unangenehme Wahrheiten“ entdecken könnte? ALAN MITCHAM, Köln

Tabletten für Griechenland

■ betr.: „Bundestag für Milliardenhilfe“, taz vom 11. 6. 11

Der Umgang mit Griechenland erinnert an einen Arzt, der seinem Patienten bei einem Leiden immer mehr Tabletten gibt, statt auf die Ursachen einzugehen. So werden immer mehr Milliarden nach Griechenland gepumpt, Telefonnetz und Hafen „privatisiert“ und so weiter – mit der Folge, dass es dem Land noch schlechter geht. Wie dem Patienten, der immer mehr Tabletten bekommt. Stattdessen sollte Griechenland die Eurozone verlassen, seine Währung abwerten und die Wirtschaft ins Laufen bringen. Dann könnte es gesunden. UDO DITTMANN, Braunschweig

Mit dem Trieb klarkommen

■ betr.: „Das dumme Geschlecht“ zum Rücktritt des US-Abgeordneten Weiner, der Fotos von seinem Glied verschickte, taz vom 18. 6. 11

Ich kann den Kommentar nicht nachvollziehen. Zuerst wundert man sich, dass die Männer ihrem Sexualtrieb zum Opfer fallen, dann sagt man, dass das Austauschen der Bildchen in Ordnung ist, um dann zu sagen, das Krisenmanagement sei falsch gewesen. Und nur so wird ein Schuh daraus.

Schuld ist weder der Sexualtrieb, der Menschen nun einmal zu eigen ist und von daher vollstens in Ordnung. Schuld ist eine bigotte Haltung vieler, die mit diesem Trieb einfach nicht klarkommen und erwachsen damit umgehen können. JENS MEYER, Berlin

Schwuler Machtmissbrauch

■ betr.: „Schwul und links geht nicht“, taz vom 18. 6. 11

Wenn da jemand so eine heftige These in den Raum stellt und Ihr damit auch noch aufmacht, hätte ich gerne konkrete Argumente und Erfahrungen gelesen. Doch nichts dergleichen. Einmal fragt Ihr konkret nach („Wen meinen Sie denn genau mit ‚den Linken‘“?), die Antwort weicht aus. Ansonsten pauschale Diffamierungen ohne Substanz. Was soll das? Und dann dieser Satz: „Und es ist toll, wenn einem immer mal wieder, jetzt gehe ich auf die 60 zu, ein Praktikant einen bläst.“ Kann man das anders verstehen als so: Der Chef und Unternehmensinhaber lässt sich von seinem Angestellten sexuell befriedigen und missbraucht dabei seine Macht auf ekelhafte Weise. Und Ihr fragt nicht einmal nach und klärt das. MARTIN ESCH, Köln

Nie wieder Staatsterrorismus

■ betr.: „Wir müssen der Kritik Grenzen setzen“, taz vom 17. 6. 11

Gregor Gysi vertritt: „Wir sind gebunden durch unsere Geschichte“, was auch jeder deutsche Linke begreifen müsse. Wie weit zurück in die Geschichte reicht denn diese „Bindung“? Auch zu Wilhelm zwo und zum südlichen Afrika? Aber der „Linke“ meint offenbar nur den Nationalsozialismus. Hier scheint mir doch die Forderung „Nie wieder Auschwitz!“ jene geschichtlichen Erfahrungen auf den Punkt zu bringen: Nie wieder Ausgrenzung und Verfolgung Andersdenkender oder ganzer Ethnien, Missachtung der Menschenrechte, Staatsterrorismus, völkerrechtswidrige Angriffe auf andere Staaten, Landraub, Völkermord! Dies, Herr Gysi, sind aber die Säulen, auf denen der Staat Israel gegründet wurde und noch heute beruht! Linke Politik und linke Geschichtsschreibung weltweit, auch und gerade solche aus Israel, wird die von Ihnen geforderten Grenzen der Kritik stets einreißen – eben wegen Auschwitz! HEINER ZOK, Schiffdorf

Ein Kontinent auf Augenhöhe

■ betr.: „Afrika und Deutschland ‚auf Augenhöhe‘“, taz vom 16. 6. 11

Ist Afrika ein Land? Schon allein dieses Zitat aus dem Afrikakonzept der Bundesregierung zeigt nur allzu deutlich, dass „überholte Strukturen“ noch längst nicht überwunden werden! Es gibt 53 afrikanische Staaten, diese kann man in keinem Fall alle mit Deutschland (einem einzigen Land) „auf Augenhöhe“ stellen. Wie kann ein ganzer Kontinent Partner Deutschlands sein? Und wie kann ein Konzept mit 35 Seiten den kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ethnischen Unterschieden der afrikanischen Länder nur ansatzweise gerecht werden? Ich hätte mir von der taz einen kritischeren Blick auf das Konzept gewünscht. Den Satz: „Im Umgang mit Afrika bedeutet es, Afrika nicht mehr als Sonderfall zu behandeln, sondern als ein normales Gegenüber, und das wird Afrikaner am Konzept am meisten freuen“, empfinde ich als Hohn. Glaubt der Autor wirklich daran, dass der Umgang mit Afrika sich ändern wird, nur weil es irgendwo auf 35 Seiten steht? Was sich ändern muss, sind die Denkmuster, und bis dahin ist es noch ein langer Weg. LOTTE BLUMENBERG, Berlin