Der Heilige Geist

Das Meinungsforschungsinstitut Gewis befragte exklusiv für die Zeitschrift bella 1.055 Frauen zwischen 16 und 65 Jahren, was an Pfingsten gefeiert wird. 70 Prozent der Befragten wussten es nicht. Davon sind „sieben Prozent der Befragten der Ansicht, an Pfingsten würde die Auferstehung Jesu gefeiert, vier Prozent glauben, Pfingsten wäre das Datum seiner Kreuzigung. Für zwei Prozent war klar: An Pfingsten wird der Papst gewählt.“ Die restlichen 57 Prozent hatten anscheinend gar keine Meinung zu dem Thema.

Meldungen wie diese sind zu Pfingsten häufig. Dem Fest des Heiligen Geistes fehlt einfach das Personal, um richtig bekannt zu werden. Weihnachtsmann und Osterhase personifizieren ja auch nicht Christi Geburt oder Auferstehung, aber immerhin kann man anhand ihrer die Festtage zuordnen. Das Pfingstfest ist das einzige christliche Fest ohne gemeinhin bekannte Rituale.

Aber Glauben braucht etwas Haptisches – so zumindest die Lehre der katholischen Kirche. Wie Jesus Mensch geworden ist, so soll auch er, der Heilige Geist, den Menschen etwas physisch Greifbares hinterlassen haben. Nämlich die Kirche. Die ist nach der katholischen Vorstellung das Ursakrament. Die Protestanten sind da eher vergeistigt. Die reformatorische Lehre Luthers besagt: „Sola fide, sola gratia“ (Nur durch den Glauben, nur durch die Gnade) sei der Kern ihrer Lehre. Das einzig Greifbare bleibt die dritte Kondition dieses Lehrsatzes: die Bibel, „sola scriptura“.

Der katholische Glaube hält deswegen auch die Gemeinschaft besonders hoch. Die Kommunion, im wörtlichsten Sinne. Das Verzehren der Hostie geschieht in der Glaubensgemeinschaft mit Papst und Bischöfen. In der evangelischen Kirche soll nichts zwischen den Menschen und Christus kommen, keine Heiligen, keine Maria und schon gar kein Papst. Protestantismus ist individueller Glaube. JUL