LESERINNENBRIEFE
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Der RWE- und EnBW-Bluff

■ betr.: „Öko gegen Öko“, taz vom 15. 6. 11

Dass die Anlage für den Regelenergiebedarf unnötig ist, haben die Schluchseewerke inzwischen selbst öffentlich zugegeben. Dass damit Windstrom gespeichert werden soll, behaupten sie seit letztem Sommer auch nicht mehr. Sie versteigen sich jetzt auf den Solarstrom und hantieren dabei mit Grafiken, in denen sie darzulegen versuchen, wie sie zum Speichern gezwungen sind. Und verschweigen dabei, dass sie zum selben Zeitpunkt in anderen Pumpspeichern das Wasser ablassen zur Stromproduktion.

Das Regierungspräsidium ist auf diesen Bluff reingefallen und hat einen positiven Raumordnungsbeschluss gefällt. Dabei haben selbst die Studien zur Untermauerung der Notwendigkeit bestätigt, dass mit dem Pumpspeicher erst mal die Auslastung der Grundlastkraftwerke verbessert werden soll. Denn das Problem ist zunehmend, dass Braunkohle und AKW überflüssigen Strom produzieren. Da werden sogar negative Preise an der Strombörse in Kauf genommen, Hauptsache, diese Blöcke laufen weiter. Man bedenke: Die Mütter der Schluchseewerke heißen RWE und EnBW; die haben einige solcher Kraftwerke. Mit Energiewende hat Atdorf nichts zu tun. Die Speicheraufgaben der Zukunft heißen Flauten von 2 bis 3 Wochen zu überwinden. Da geht’s um 20 bis 30 Terawattstunden. Atdorf könnte gerade mal 0,4 Promille beisteuern. Dafür sollen 150 Hektar Wald und Biotope vernichtet werden. JÜRGEN PRITZEL, Herrischried

Waffe gegen unliebsame Kritik

■ betr.: „Die Sache mit dem Schal“, taz vom 14. 6. 11

Man kann das Volk der Nobelpreisträger und Philosophen faszinierend finden, sich an ihrer Religion und Kultur begeistern, das wunderschöne Land lieben und den Holocaust als das Schrecklichste empfinden, das einem Volk je wiederfahren kann. Aber wehe man kritisiert die israelische Politik als faschistisch und menschenverachtend, dann ist man gleich ein Antisemit. Als ob man nicht zwischen einem Volk und seinen Politikern unterscheiden könnte. Alle, die nicht für Israels Politik sind, sind gegen diesen Staat? Ich habe schon Israelis getroffen, die Uri Avnery als nichtjüdischen Verräter bezeichneten. Alles nur schwarz-weiß. Keine Grautöne möglich. So wird das Wort Antisemitismus als Waffe gegen unliebsame Kritik missbraucht und alles kuscht. Ich würde die Israelis gerne wieder in der Nähe eines Martin Buber, Mark Chagall oder Albert Einstein sehen. CHRISTOPH KROLZIG, Moos

Kamele rülpsen, Kühe furzen zu viel

■ betr.: „Hunde und Katzen sind Klimakiller“, taz vom 15. 6. 11

Ich muss sagen, mir reicht es jetzt langsam mit den Berichten, welchen Beitrag Tiere zum Klimawandel leisten: Kamele rülpsen zu viel, Kühe furzen zu viel, ebenso Pferde, und jetzt noch Katzen und Hunde. Im Artikel wird ja erwähnt, wer hier die großen Fußabdrücke macht. Das sind immer noch wir, und jetzt suchen wir Schuldige? Verzichtet auf euer Auto, heizt weniger, blabla. Die Wege sind bekannt, es gibt genug davon, die längst nicht ausgeschöpft sind. Wir müssen nicht ohne Tiere leben. Es reicht völlig, wenn wir auf artgerechte Haltung achten. Und zum abschließenden Vorschlag von Vale: Es wäre sicher eine interessante Welt, wo morgens alle ihre Hunde und Katzen rauslassen, damit sie jagen können! Und sich von „Resten“ ernähren, das tun ohnehin alle Tiere, die industriell hergestelltes Tierfutter bekommen. Der Mensch ist es, der sich einschränken muss, sich selbst, nicht die Tiere. CONSTANZE ALEXY, Stuttgart

Aggressives Denken

■ betr.: „Der Konsenskriegsminister“, taz vom 28./29. 5. 11

Immer vielfältiger sollen die Aufgaben und Legitimationen für Auslandseinsätze der Bundeswehr werden. In der jüngsten Regierungserklärung zur Neuausrichtung der Bundeswehr kommt Verteidigungsminister de Maizière auf sechs (!) Aufgabenbereiche zu sprechen, unter anderem die „internationale Konfliktverhütung und Konfliktbewältigung im Rahmen der Vereinten Nationen“, die „Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union“, Nato-Einsätze, Einsätze zur „humanitären Hilfe“. Die „nationalen Sicherheitsinteressen“ wiederum leitet de Maizière aus „unserer Geschichte, unserer geografischen Lage“, den „internationalen Verflechtungen unseres Landes“ und aus unserer „Ressourcenabhängigkeit als Hochtechnologieland und rohstoffarmer Exportnation“ her. Zu „speziell oder zu eng“ sollten die Mandate aber nicht gefasst sein: „Die Bundeswehr reicht der Öffentlichkeit die Hand.“ Er hoffe, dass diese „wahrgenommen“ und „aufgenommen“ werde.

Findet sich hier in besondere Rhetorik verpackt nicht ein sehr offensives, wenn nicht sogar aggressives Denken wieder? Und wie soll man in Zukunft erkennen, ob unsere Streitkräfte Konflikte „verhüten“ oder „humanitäre Hilfe“ leisten? Mit dieser umfangreichen Liste von Gründen werden Auslandseinsätze nicht die Ausnahme, sondern an der Tagesordnung sein. OLAF BRANDSTAEDTER, Bremen