Geständnisse im Enel-Prozess

Im Prozess um Korruption in der Siemens-Kraftwerkssparte haben beide Angeklagte gestern vor dem Darmstädter Landgericht ein Geständnis abgelegt. Ihnen wird vorgeworfen, als Manager der Siemens-Kraftwerkssparte für Aufträge des italienischen Energiekonzerns Enel mehr als 6 Millionen Euro Schmiergeld bezahlt zu haben. Dafür soll Enel öffentlich ausgeschriebene Kraftwerksaufträge im Volumen von rund 450 Millionen Euro an Siemens vergeben haben.

Der 63-jährige Andreas K. bekannte, in diesem Zusammenhang Schmiergeldzahlungen an zwei Enel-Verantwortliche genehmigt zu haben. Er habe diese Entscheidung allein getroffen und nicht mit der Siemens-Konzernführung abgesprochen. Auch der 73-jährige Horst V. räumte ein, der Vorwurf der Staatsanwaltschaft sei richtig. Er habe aber nur eine gängige Praxis fortgeführt und stets auf Weisung gehandelt.

In einer umfassenden Erklärung, die von seinem Verteidiger verlesen wurde, berichtete der frühere Siemens-Mitarbeiter von einem System aus Scheingesellschaften und Tarnkonten in Liechtenstein. „Es gab viele Leute, die der Firma Siemens halfen, die aber nicht namentlich genannt werden wollten“, ließ der Angeklagte erklären. Um derartigen Helfern anonym Geld zukommen lassen zu können, sei bis Ende der 90er Jahre ein Kontensystem von verschiedenen liechtensteinischen Gesellschaften genutzt worden. RTR