Debatte um Hedgefonds erst am Anfang

G-8-Finanzminister können sich nicht auf das Durchsetzen eines freiwilligen Verhaltenskodex für die hochspekulativen Hedgefonds einigen. Finanzminister Steinbrück (SPD) sieht dennoch Fortschritte. Plan für Finanzreformen in Afrika beschlossen

VON CHRISTINE ZEINER

Nein, eine Einigung gab es nicht: Die G-8-Finanzminister präsentierten nach ihrem Treffen am Wochenende keinen Auftrag an die Hedgefonds-Branche, einen Verhaltenskodex auszuarbeiten, wie er von Deutschland angestrebt wird. Die hochspekulative Branche sollte nach Vorstellung von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) einen solchen nicht nur selbst implementieren, sondern auch überwachen, ob dieser auch eingehalten wird. Doch nicht einmal das hat derzeit Chancen, schon im Vorfeld hatte Steinbrück die Erwartungen gedämpft. „Zu glauben, es gelingt in wenigen Monaten, die USA und Großbritannien davon zu überzeugen, wäre auch blauäugig und naiv“, sagte denn auch Steinbrücks Sprecher Torsten Albig gestern der taz.

Widerstand gegen den Plan Steinbrücks gab es von den USA und Großbritannien von Anfang an – denn die Finanzplätze New York und London verdienen gut mit diesen Fonds. Dennoch: Man habe am Wochenende einen großen Fortschritt gemacht, meint Albig: „Die Debatte wird am Laufen gehalten – wenn sie auch nicht in absehbarer Zeit zu Ende sein wird.“

An die Hedgefonds-Branche wurden zunächst einmal ausschließlich Empfehlungen ausgesprochen. Die Finanzminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Japans, Kanadas, der USA und Russlands hielten sich dabei an den Bericht des Forums für Finanzstabilität, einer Einrichtung, die 1999 auf Initiative der G 7 gegründet worden war. Darin heißt es, bei dem Thema gehe es um einen stärkeren Schutz vor „systematischen Risiken“. Derzeit verwalten 9.000 Hedgefonds insgesamt eine Summe von 1.600 Milliarden Euro. Investiert wird auf hochspekulative Weise in verschiedene Anlageformen, in die Karten schauen lassen sich die Fonds üblicherweise nicht. Schließlich soll anderen Marktteilnehmern nicht gezeigt werden, wie der gewünschte Mehrwert erreicht werden soll. Aufbau und Risiko des Geschäfts bleiben im Dunkeln – Banken ist es derzeit nicht möglich, eine Risikoanalyse zu erstellen. Fehlspekulationen können aber enorme Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.

Im Bericht des Forums für Finanzstabilität ist deshalb die Rede von einem „besseren Risiko-Management“ und einer „besseren Informationspolitik“, die es zu erreichen gelte. Außerdem wird die Branche aufgefordert, sich über neue gemeinsame Verhaltensregeln Gedanken zu machen. Finanzaufsichtsbehörden und Geschäftspartner der Fonds, etwa Banken, sollen enger zusammenarbeiten. Portfolio- und Risikoanalysen sollten laufend vorgenommen werden.

„Nichtssagende Erklärungen“, lautet der Kommentar von Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, zu dem Ergebnis der G-8-Finanzminister. Für den Bundesverband deutscher Banken ist dieses hingegen „ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz“.

Einig waren sich die Finanzminister am Wochenende darüber, dass die Kreditpolitik Chinas nicht ihren Vorstellungen entspricht: Das Interesse der Volksrepublik an den Rohstoffen Afrikas nehme zu – und mit ihm wachse der Umfang an sehr günstigen Krediten für afrikanische Staaten. Doch damit könnte sich die Schuldenspirale erneut zu drehen beginnen, sagte Steinbrück. Die Folge könnte ein Finanzkollaps sein. Die Minister beschlossen zudem einen „Aktionsplan“ für finanzpolitische Reformen in Afrika, mit dem Ziel, den Umgang mit Entwicklungshilfegeldern zu fördern. Außerdem soll mehr Transparenz bei Einnahmen aus Rohstoffen geschaffen werden, damit diese nicht in Nebenhaushalten verschwinden.