„Habicht ein Opfer der Verfolgung“

DIE DREI FRAGEZEICHEN

Der Habicht ist am Freitag vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zum Vogel des Jahres 2015 ernannt worden.

1taz: Herr Lachmann, rund 16.000 Habichtpaare leben in Deutschland. Ist der Habicht gefährdet?

Lars Lachmann: Seit den 1970er Jahren ist der Habicht geschützt und darf nicht gejagt werden. Damals waren die Bestände gefährdet, seitdem haben sie sich wieder erholt. Aber jetzt stockt diese Zunahme, obwohl noch viel Platz für Habichte wäre. Grund ist die anhaltende, seit nun mehr als 40 Jahren illegale Verfolgung durch manche Jäger und Taubenzüchter. Der Habicht ist die Zielart Nummer eins der illegalen Greifvogelverfolgung.

2Warum wird der Habicht gejagt?

Vermutlich handelt es sich hier einfach um Futterneid. Vor allem unter Jägern von Hasen, Fasanen, Kaninchen und Rebhühnern ist heute noch die Überzeugung verbreitet, dass ihr Jagderfolg durch den Habicht bedroht sei. Die Wissenschaft weiß das heute aber besser: Die Zahl verfügbarer Beutetiere begrenzt die Zahl der Greifvögel – und nicht umgekehrt.

3Was fressen denn Habichte?

Hauptsächlich Ringeltauben und Krähen. Da mehr und mehr Habichte in Städten leben, fressen sie da auch Stadttauben. Auch von Reisen erschöpfte Brieftauben fallen dem Habicht gelegentlich zum Opfer, was den Habicht bei Brieftaubenzüchtern besonders unbeliebt macht. Manche von diesen stellen dem Habicht mit Fangkäfigen nach. Im Jahr des Habichts 2015 rufen wir dazu auf, Verdachtsfälle illegaler Greifvogelverfolgung zu melden. INTERVIEW: ULRIKE FOKKEN

Lars Lachmann, 39, ist Ornithologe und Nabu-Referent für Vogelschutz.