Christoph Kleine, Anti-Atom-Kämpfer
: Ein routinierter Aktivist

■ 44, ist Kaufmann und seit Langem umtriebig in der alternativen Szene Lübecks und Norddeutschlands.

Jetzt nachzulassen, wäre ein Fehler, glaubt Christoph Kleine: „Wir müssen weiter Druck machen auf die Atomkonzerne und die Politiker“, sagt der 44-Jährige von der Aktionsgruppe „Block Brokdorf“. Die geplante Blockade des Atommeilers über Pfingsten werde aber dennoch nicht stattfinden. Denn Betreiber Eon hat die geplante Abschaltung des Meilers für Revisionsarbeiten verschoben, und das ändert nun auch die Strategie der Atomkraftgegner.

„Wir wollten eine mehrtägige wirksame Blockade der Zufahrten zum AKW“, sagt Kleine. Das Ziel sei, „das Wiederanfahren des Reaktors zu verzögern“, und das sei nur während der Revisionsarbeiten zu erreichen. Er wertet es bereits als „Teilerfolg“, dass Eon die Arbeiten verschoben hat, „bloß weil wir eine Blockade angekündigt haben“.

Christoph Kleine ist ein erfahrener Aktivist, routiniert durch zahlreiche Aktionen in Norddeutschland. In Lübeck, wo der Spielwarenhändler mit Frau und Kindern noch immer wohnt, gehörte er schon Ende des vorigen Jahrhunderts zum Umkreis des selbstverwalteten Jugend- und Kulturzentrums „Alternative“. In Bündnissen gegen Rassismus und gegen Rechts, die sich gegen die regelmäßigen Neonazi-Aufmärsche in der Hansestadt gegründet haben, mischt er seit Jahren an führender Stelle mit, ebenso bei den Protesten gegen den G8-Gipfel vor vier Jahren in Heiligendamm.

Und auch beim Klimacamp „Gegenstrom 08“ gegen den Bau des Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg war er in vorderster Linie dabei und zeigte sich als Freund deutlicher Worte. Als die Polizei im August 2008 massiv gegen das Camp vorging, warf er den mit der CDU regierenden Hamburger Grünen vor, Knüppeleinsätze zur Durchsetzung des Kohlekraftwerks zu tolerieren.

Nun kämpft er wieder gegen die Atomkraft, weil er fürchtet, die Energiewende der Angela Merkel könnte „eine Mogelpackung“ sein. „An Gorleben wird nicht gerüttelt, und die Unumkehrbarkeit des Ausstiegs ist nicht garantiert“, sagt Kleine. Bis 2021 soll Brokdorf noch strahlen dürfen, das sei zu lange. „Alle AKWs sofort abschalten“, ist Kleines Devise. SVEN-MICHAEL VEIT