LESERINNENBRIEFE
:

Teure Freiheitsmedaille?

■ betr.: Obama und Merkel wollen Freunde werden“, taz vom 8. 6. 11

Da der amerikanische Staat in einer Finanzkrise steckt, erhebt sich für uns doch die Frage: Wie teuer wird für Deutschland die Freiheitsmedaille? Was verlangt Obama von Merkel als Gegenleistung, unbedingte Rettung des Euros durch Hilfe für Griechenland und andere Wackelkandidaten, mehr Einsatz in Libyen und Afghanistan? Auf alle Fälle werden wir Steuerzahler und die kommenden Generationen wohl noch mehr zur Kasse gebeten. JÜRGEN SCHULZ, Buchholz

Entlastende Umstände ermitteln

■ betr.: „Eine Farce in Stammheim“, taz vom 8. 6. 11

In einem Punkt übernimmt der Berichterstatter ärgerlicherweise ein verbreitetes Fehlvorurteil. Es ist ganz und gar keine „Perversion des Rechtsstaats“, wenn der Vertreter der Anklage die Interessen des/der Angeklagten vertritt. Pervers ist ein Rechtsstaat, dessen Strafverfolgungsbehörden ausschließlich daran arbeiten, Verdächtigen ihre Schuld nachzuweisen. Hier gilt deshalb: Staatsanwälte haben objektiv zu sein und müssen auch alle entlastenden Umstände ermitteln und zur Geltung bringen. Das sollte wissen, wer sich zur Gerichtsberichterstattung berufen fühlt. CHRISTOPH HERRMANN, Berlin

Androzentrische Norm

■ betr.: „Jeder fünfte Kita-Erzieher soll Migrant sein“, taz v. 7. 6. 11

Einst war die taz mitbeteiligt an der Sensibilisierung für eine Sprache, in der Geschlechterverhältnisse kenntlich werden: Das große I war eine Erfindung der taz. Heute wird unter dem Eindruck der Diskussionen über Transsexualität die Lücke zwischen den Geschlechtern (das Gender-Gap) etabliert (Erzieher_innenforum).

Um Lichtjahre zurück wirft uns nun der oben genannte Artikel. Er taugt lediglich als exemplarischer Beleg dafür, wie die androzentrische Norm (in der eben die männliche Form – Erzieher/Migrant – das vermeintlich mitgedachte Geschlecht einschließt) zu irreführenden Aussagen führt. Denn wir lesen in diesem Artikel, dass Norbert Struck auf dem Kinder- und Jugendhilfetag fordern will, dass jeder fünfte Erzieher (sic!) in Zukunft doch bitte Migrant (sic!) sein solle. In Kitas aber arbeiten bekanntlich wenig Männer (faktisch knapp 3 Prozent). Es geht vermutlich also nicht darum, dass von diesen bisher nur 7 bis 8 Prozent Migranten (sic!) sind, sondern dass sich bislang unter den 97 Prozent Erzieherinnen zu wenig Migrantinnen finden lassen. CORINNA VOIGT-KEHLENBECK, Hamburg

Mehrfaches Unrecht

■ betr.: Zum Evangelischen Kirchentag in Dresden

Es bleibt unsere Pflicht als Dresdner Bürger, auf das mehrfache Unrecht hinzuweisen, das mit dem Bau der Waldschlösschenbrücke begangen wird: Die Brücke wird ohne gesicherte Rechtsgrundlage gebaut. Ihre Fertigstellung wird energisch vorangetrieben, obwohl weit reichende natur- und artenschutzrechtliche Eingriffe noch Gegenstand einer juristischen Klärung sind.

Die Verantwortlichen der öffentlichen Hand erlauben es sich, in Zeiten einer dramatischen Finanzknappheit ein Bauprojekt mit dem Kostenvolumen eines dreistelligen Millionenbetrages auszuführen, für das bisher noch keine endgültige Rechtssicherheit besteht. Für den Fall, dass die Gerichtsbarkeit das Bauprojekt als widerrechtlich bewertet und der Brückenbau abgetragen werden muss, hätten die Bürger dafür aufzukommen. Ein unvoreingenommener Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen dem Brückenbau und allen alternativ denkbaren Varianten einer Tunnellösung wurde nicht zugelassen. Es ist inzwischen nachgewiesen, dass es Tunnelvarianten gibt, die kostengünstiger sind als der Brückenbau. Mit einem Tunnel hätten nicht nur öffentliche Gelder gespart werden können, sondern der Stadt Dresden wäre auch der wichtige Unesco-Welterbetitel erhalten geblieben. FRIEDERICKE FAUST, Dresden