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: Wechsel auf der Verfolgerinnenposition

FUSSBALL Die Münchnerinnen des FC Bayern gewinnen glücklich gegen Turbine und überholen die Potsdamerinnen in der Tabelle

Der Dreikampf um die Bundesligaspitze ist jetzt ein Vierkampf

Die Saison hatte gut angefangen für Turbine Potsdam: fünf Siege zum Auftakt – auch gegen die starke Konkurrenz aus Frankfurt. Die Niederlage gegen Meister Wolfsburg am vergangenen Wochenende versetzte da einen Dämpfer. Entsprechend hoch war der Druck vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den FC Bayern München, der mit einer runderneuerten Elf alles daransetzt, die Phalanx der großen drei – Wolfsburg, Frankfurt und Potsdam – zu durchbrechen.

Turbine-Coach Bernd Schröder stapelte vor dem Spiel tief, indem er den Bayern Honig ums Maul schmierte. „Momentan ist Bayern wohl das stärkste Team der Liga“, erklärte er und dürfte damit einige überrascht haben. Aber die Münchnerinnen sind unter Trainer Thomas Wörle wirklich stark wie nie, was insbesondere an den Neuzugängen liegen dürfte. Gleich fünf von ihnen standen in Potsdam in der Startformation. Die Gastgeberinnen hingegen setzten zu Beginn ausschließlich auf altgedientes Personal.

Vor 3.440 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion machten die Münchnerinnen eine gute Figur. Sie kamen deutlich besser ins Spiel und erarbeiteten sich sofort gute Chancen. Vor allem die Standards von Kapitänin und Neuzugang Melanie Behringer sorgten häufig für Gefahr vor dem Potsdamer Tor. Auch die erst 18-jährige Niederländerin Vivianne Miedema im Sturm glänzte.

Ab Mitte der ersten Hälfte wirkten die Potsdamerinnen endlich präsenter, es gab durchaus Chancen zur Führung. Die besten Möglichkeiten hatten Natasa Andonova, die anscheinend endlich Schröders Vertrauen besitzt, und Genoveva Anonma, wie immer eine der Stärksten. Doch es blieb beim 0:0 zur Pause.

Nach dem Seitenwechsel bot sich weiter das gewohnte Bild. Beide Teams zeigten einen ausgeprägten Drang nach vorne, doch spätestens bei den hervorragend aufgelegten Torhüterinnen war Schluss. In der 56. Minute kam dann Jennifer Zietz im eigenen Strafraum unglücklich mit der Hand an den Ball. Gegen den Strafstoß von Behringer hatte Anna Sarholz, die zuvor die Potsdamerinnen mit etlichen guten Paraden im Spiel gehalten hatte, keine Chance.

Die Potsdamerinnen jedoch steckten nicht auf und drängten die Gäste, die jetzt nur mehr zu Entlastungsangriffen kamen, über weite Strecken in die eigene Hälfte. Hätten sie von Beginn an so gespielt, das Spiel wäre spürbar anders verlaufen. Doch auch der Doppelwechsel 15 Minuten vor Schluss, bei dem Lisa Evans und Neuzugang Rachel Mercik für Asano Nagasako und Julia Simic kamen, brachte nichts Zählbares mehr ein. Es blieb beim etwas unglücklichen 0:1.

Die Münchnerinnen ziehen so in der Tabelle an Turbine vorbei und sind stärkste Verfolgerinnen von Titelverteidiger Wolfsburg. Durch den Sieg des 1. FFC Frankfurt in Essen rutschen die Potsdamerinnen hingegen sogar auf Platz vier ab – das Saisonziel, ein Platz unter den ersten zwei und damit die Qualifikation für die Champions League, rückt in weite Ferne. Etwas anderes scheint hingegen sicher: Der Dreikampf um die Bundesligaspitze ist jetzt ein Vierkampf. JAN TÖLVA