5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

LEKTIONEN

1. Es gibt politische Pornografie

An Helmut Kohl kam diese Woche niemand vorbei. Am Dienstag stellten Heribert Schwan und Tilman Jens ihr Buch „Vermächtnis“ vor, den abgehangenen Unflat des Altkanzlers über seine Zeitgenossen. Die saftigsten Stellen sind kursiv gedruckt. Hoher Voyeurismusfaktor, wenig Erkenntniswert. So etwas verleitet zum pornografischen Lesen, wie es Eckhard Henscheid einmal ausgedrückt hat. Als Kohl am Mittwoch dann auf der Buchmesse seinen eigenen Erinnerungsband vorstellte, traten sich die Gaffer gegenseitig auf die Füße wie auf einer Venus-Messe.

2. Nicknapping hat nichts mit Schlafmützigkeit zu tun

Nickerchen heißt auf Englisch nap. Nicknapping könnte man also für eine seltsame Tautologie halten, es ist aber eine cyberkriminelle Methode, angewandt auch von einem US-Drogenfahnder. Dieser legte ein gefälschtes Facebook-Profil einer 28-Jährigen an, mit Fotos von deren beschlagnahmtem Smartphone. Er wollte so angebliche Beziehungen der Frau ins Drogenmilieu ausnutzen. Dagegen klagte sie, Facebook hat das Profil nun gelöscht. Ein klarer Fall von Nicknapping, zusammengesetzt aus Nickname und Kidnapping. Auf Deutsch: Identitätsdiebstahl.

3. Die USA geizen mit Munition

Stellt sich die U. S. Air Force auf einen längeren Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein? Am 8. August begannen die Luftangriffe im Irak, seit 22. Dezember werden die Islamisten auch auf syrischem Boden bekämpft. Eine Aufstellung des US-Regionalkommandos Centcom vom Dienstag listet bisher 266 Luftangriffe im Irak und 95 in Syrien auf – das sind im Irak durchschnittlich etwas mehr als vier pro Tag und in Syrien sieben. Zum Vergleich: Im Kosovokrieg 1999 flog die Nato in 77 Tagen 38.000 Angriffe. Das Problem ist heute offenbar der Mangel an geeigneten Zielen. Kleine Teams, die auf Motorrädern durch die Wüste fahren, sind nicht so leicht ins Visier zu nehmen.

4. Prostituierte sind nicht professionell genug

„Eine umfassende Regelung der Prostitution ist nicht möglich“, hat ein Runder Tisch, der vier Jahre lang 70 Fachleute anhörte, in seinem Abschlussbericht festgestellt. Das Rotlichtmilieu sei zu vielfältig, vieles im geplanten Prostitutionsgesetz sehen die Experten kritisch. Sie fordern eine bessere Einstiegsberatung, da Prostituierte erschütternd wenig über ihre Tätigkeit wüssten. Das Ziel: eine „Professionalisierung“.

5. Seehofer macht einen auf Stromrebell

Seit bald 25 Jahren hoffen wir, dass Ost und West endlich ganz zusammenwachsen. Und da droht uns eine neue Teilung. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer möchte auf einmal nicht mehr mit Windstrom aus dem Norden beliefert werden. Dabei werden die Trassen bereits geplant, ein Herzstück der Energiewende. Wieder ein bayerischer Sonderweg? Ökoexperten, die kleine Netze propagieren, finden eine Zweizonenlösung gar nicht so abwegig. JÖRN KABISCH