Nervenblock und Siegeswille

Nach einem 0:2 gegen Mitabstiegskandidat Borussia Dortmund ist Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg um eines nicht verlegen: An Erklärungsversuchen für das magere Ergebnis herrscht wieder mal kein Mangel

Ohne Schnörkel: Der VfL Wolfsburg spielt derzeit schwach. Auch im Heimspiel gegen Borussia Dortmund, einem unmittelbaren Konkurrenten um den Verbleib in der Ersten Fußball-Bundesliga, lahmte der VfL und verlor mit 0:2 (0:1). Einzig Erklärungen für die andauernde Pleiteserie scheinen den Niedersachsen nicht auszugehen: „Wir haben das Spiel bestimmt“, sagte da Wolfsburgs Torwart Simon Jentzsch. „Dortmund ist nur einmal ernsthaft vor unser Tor gekommen und hat direkt getroffen.“

Das stimmt so nicht. Auch nach der BVB-Führung durch Ebbi Smolarek (12. Minute) hatten die Gäste weiterhin die besseren Chancen. Das 2:0 durch Nelson Valdez in der Schlussminute war das gerechte Ergebnis. Mitunter schienen die Dortmunder sogar verwirrt darüber, wie fehlerhaft das Wolfsburger Spiel war. Kurz vor der Halbzeitpause lief Alexander Frei allein auf VfL-Torwart Jentzsch zu. Wolfsburgs Verteidiger Alexander Madlung hatte ihm zuvor den Ball unbedrängt in die Füße geschoben. Doch offenbar hatte Frei, Dortmunds bester Torschütze, zu viel Zeit: Statt die sichere 2:0-Führung zu erzielen, passte der Schweizer zu unpräzise auf Smolarek und die Chance war vertan.

Von einer „katastrophale Fehlpassquote“ sprach dann auch Wolfsburgs Manager Klaus Fuchs, der den Grund der Niederlage aber eher im mentalen Bereich zu finden glaubt: „Ich denke, die Nerven haben die Mannschaft heute blockiert.“ Dies sieht VfL-Kapitän Kevin Hofland etwas anders: „Einigen von uns hat einfach der nötige Siegeswille gefehlt. In unserer Situation muss jeder mehr ackern für die Mannschaft.“ Motivationskrise oder Nervenflattern – was ist denn nun das Wolfsburger Problem? Weder noch, glaubt man Trainer Klaus Augenthaler: „Mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen ist falsch“, sagte der. Und fügt an: „Wir haben doch noch alles selbst in der Hand.“

Doch die derzeitige Situation in Wolfsburg ähnelt der Lage im vergangenen Jahr. Damals konnten die Niedersachsen erst am letzten Spieltag dem Abstieg entkommen. Und auch in dieser Saison verzögert sich die Rettung. Dennoch bleibt man optimistisch: „Dieses Jahr sind wir stabiler und gefestigter als letztes Jahr. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir das nächste Spiel gewinnen werden und somit den Klassenerhalt schaffen,“ sagt Manager Fuchs. Ein Unentschieden in Aachen würde genügen.

Dennoch sorgt die fortwährende Planungsunsicherheit für Missstimmung. In der Vorbereitung auf die kommende Spielzeit zähle jeder Tag, sagt VfL-Aufsichtsrat Stephan Grüsem. Inter- wie national laufe das Transfergeschäft „derzeit auf Hochtouren“. Und nur allzu gern möchte der Klub auf große Einkaufstour gehen. Einer steht auf der VfL-Wunschliste ganz oben: Ebbi Smolarek. Verständlich: Der Dortmunder Stürmer traf in allen fünf Spielen gegen Wolfsburg jeweils ein Mal. LARS GEIGES