DIE WERBEPAUSE
: The nerds are alright

Eine neonfarbene Tür öffnet sich und „Heeeeeey“ – ein Pseudo-Hipster mit Schnurrbart und Hosenträgern führt uns freudestrahlend durch die quietschbunte Welt von „yeah3000“: ein fiktives Start-up, dessen Mitarbeiter sich zwischen Zwergpony, Bällebad, Tischkicker, Luftballons und Konfetti vergnügen.

Buchhaltung interessiert hier keinen. „Das Tracking ballert durch die Decke!“, sagt der Hipster immer zur Kamera. „Ob das bei anderen auch so geil ist? – I doubt it!“ Und dann fragt ein ordentlich gekleideter junger Mann: „Das ist zwar alles ganz cool, aber … was genau arbeitet ihr hier eigentlich?“ Und den Start-up-Nerds entgleisen die Gesichtszüge.

Sie existiert also noch, die arbeitswütige Jugend. Zumindest hier, in diesem Imagevideo des Springer-Konzerns, der sich damit als hipper Arbeitgeber präsentieren will. Während sich der junge Mann mit seiner Frage als Spielverderber begreifen ließe, lautet Springers Botschaft: Frei und kreativ wie im Start-up kann man bei ihnen Karriere machen – nur besser, nämlich mit vernünftigem Arbeitsalltag!

„Bei uns kommt der Spaß an der Arbeit von der Arbeit“, heißt es auf der Verlagshomepage. Ob Springer damit der Gründerszene junge Start-up-Begeisterte abwerben kann? – I doubt it. 2013 verkaufte Springer gleich mehrere größere Zeitungstitel. Mit dem Kerngeschäft eines klassischen Zeitungsverlags haben die Einnahmen des Verlags wenig zu tun: Geld verdienen hier vor allem zahlreiche Online-Portale mit Angeboten von Wohnungssuche über Urlaubsplanung bis zu Kosmetik. Sehr heterogen.

Wie soll man sich da in einer klaren Botschaft als attraktiver Arbeitgeber positionieren? Klar, man macht sich erst mal über die Gründerszene lustig! Und holt dafür alle Klischees aus der Kiste. Nur eine Frage bleibt dabei offen: Was genau ist der Axel Springer Verlag eigentlich? MIEP