McKinsey kommt in die Krippe

Die Unternehmensberatung beteiligt sich an der Finanzierung von Krippenplätzen. Durchaus aus Eigennutz, denn Familienfreundlichkeit zahlt sich für die Firmen aus. Sie wollen junge, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen binden

Was macht ein Unternehmen, wenn seine Mitarbeiterinnen Mütter werden? Im Idealfall bietet es eine Betriebskita an. Oder es nutzt eine Kindertagesstätte und zahlt dafür. So wie bei der Berliner Zusammenarbeit zwischen der Unternehmensberatung McKinsey und dem Ina.Kinder.Garten, einem Träger von insgesamt 18 Kitas in Berlin. Seit Anfang April finanziert McKinsey der Kita eine zusätzliche Erziehungsstunde pro Tag, wenn ein Mitarbeiter sein Kind in einer Hortgruppe des Trägers anmeldet. Das macht umgerechnet 359 Euro pro Kind.

McKinsey hat ein handfestes Interesse an der Kooperation. Die Finanzierung von zusätzlichen Erziehungsstunden ist Teil der „Women and Family“-Initiative der Unternehmensberatung. Ziel ist es, den Frauenanteil im Unternehmen zu erhöhen und junge, gut ausgebildete Beraterinnen zu halten.

Die Rechnung dabei ist simpel: Durch Kooperationen mit Kindergärten erspare man den Mitarbeitern erheblichen zeitlichen Aufwand, erklärt Dirk Zorn, Koinitiator des Projekts bei McKinsey, „denn die oft sehr mühselige Suche nach der passenden Kita wird so einfacher“. Für die Zusammenarbeit mit dem Ina.Kinder.Garten gab es mehrere Gründe: Das Besondere des Trägers ist, dass er den Schwerpunkt seiner pädagogischen Arbeit auf vorschulische Bildung legt. Zudem arbeitet der Ina.Kinder.Garten eng mit der Internationalen Akademie (INA) an der Freien Universität zusammen. Ziel der Verzahnung von Theorie und Praxis: Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft sollen darin unterstützt werden, selbstbestimmt ihren Weg zu gehen. Eine weitere Besonderheit sind die flexiblen Öffnungs- und Betreuungszeiten.

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Prognos zahlen sich die Angebote für die Firmen aus. Es gebe weniger Fehlstunden der MitarbeiterInnen, geringere Fluktuation sowie Einsparung von Ersatzarbeitskräften für Mütter und Väter. Den finanziell oftmals mau ausgestatteten Kindergärten kommt die Zusammenarbeit mit Firmen gerade recht: „Natürlich sind wir an solchen oder ähnlichen Kooperationen mit Firmen interessiert, und schließlich profitieren auch die anderen Kinder davon, wenn McKinsey eine Erziehungsstunde mehr pro Tag in der Gruppe finanziert“, sagt Gerda Wunschel, Geschäftsführerin von Ina.Kinder.Garten.

Beschwerden von Eltern, dass McKinsey sich einen Platz vorne auf der Warteliste der begehrten Kitaplätze sichere, habe es bislang nicht gegeben. „Schließlich werden McKinsey-Mitarbeitern nur Plätze angeboten, sofern sie auch vorhanden sind“, sagt Ilse Ziess-Lawrence, Leiterin einer der Kitas. Doch wie die interne Vergabe der Plätze gehandhabt wird, ist wenig transparent. Sicher ist: Die freie Marktwirtschaft hat auch die Krippenplätze erfasst. ANNE HERZLIEB