Müll wird importiert

In Kamp-Lintfort soll noch mehr Müll verbrannt werden. Ärzte warnen vor weiter steigender Umweltbelastung

KAMP-LINTFORT taz ■ In Kamp-Lintfort könnten demnächst noch mehr Schlote rauchen. Denn der Mitgesellschafter der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA), der Kempener Müllentsorger Schönmackers, möchte auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage Asdonkshof eine dritte Verbrennungslinie aufbauen. „Es gibt Überlegungen, ob das machbar ist“, bestätigte der KWA-Aufsichtsratsvorsitzende Hellmuth Fischer.

Die Kapazität der Anlage soll rund 70.000 Tonnen im Jahr betragen – bisher verbrennt der Asdonkshof auf seinem Gelände jährlich rund 240.000 Tonnen Müll: „Die dritte Linie bietet die Möglichkeit, an einem bereits bestehenden Standort unsere Marktposition zu stärken“, meint Bernd Schönmackers, Gesellschafter des Unternehmens.

Die Pläne könnten dazu beitragen, den Betrieb der Müllverbrennungsanlage langfristig zu sichern, glaubt auch Kreisdezernent Hans-Joachim Berg. Mit einem möglichen Mülltourismus aus dem Ausland rechnet Berg nicht: „Das ist von Schömackers bisher nicht so gehandhabt worden.“ Kamp-Lintforts SPD-Bürgermeister Christoph Landscheidt sieht die Pläne dagegen mit gemischten Gefühlen: „Eine zusätzliche Umweltbelastung werden wir nicht akzeptieren.“

Auf Ablehnung stößt das Projekt bei dem Ärzte-und Apothekerinitiative Niederrhein: „Wir hatten beim Bau der Müllverbrennungsanlage erreicht, dass ein 60 Millionen Mark teurer Filter installiert wurde. Ob die Kapazität des Filters auch für eine dritte Verbrennungslinie reicht, kann ich noch nicht sagen“, meint deren Sprecher Michael Lefknecht. Klar sei aber, dass toxische Schwermetalle in die Luft geblasen würden – schließlich funktioniere der Müllmarkt längst im großen europäischen Rahmen.

ALEXANDER FLORIE