ISABEL LOTT WUTBüRGERIN
: Planwirtschaft wie in einem DDR-Kombinat

Es soll ja Menschen geben, die ihre Freizeit gerne mit Einkaufen verbringen – zur Stimmungsaufhellung. Nach meinen neusten Erlebnissen müssen diese Leute eher Masochisten sein. Letzte Woche war ich auf eine schwäbische Hochzeit eingeladen, für die ich das Beste aus meinem Typ machen musste. Alles andere wird von den Brautleuten als üble Beleidigung gewertet. In meiner Not schleppte ich mich also in ein Kaufhaus, das mit „Lifestyle-Welten“ wirbt, die keine Wünsche offen lassen.

Ich war gespannt und ging zuerst in die Wäscheabteilung. Das gewünschte Modell in meiner Größe war selbstverständlich ausverkauft. Ich insistierte bei der Verkäuferin: Laden nicht im Griff? Wie wäre es mit Nachbestellen? Doch nach Auskunft der Verkäuferin werden Warenhäuser so geführt, wie ein Industriekombinat in der DDR. Die Zentrale in der Pampa bestellt erst, wenn alle Modelle einer Größe in allen Filialen verkauft sind. Wenn in Köln noch so ein Teil im Regal liegt, muss Berlin warten, also ich.

Ohne Wäsche landete ich schon leicht gereizt in der Abteilung Oberbekleidung. Da hingen dann 4.000 Blusen in ähnlicher Farbe, aber ich fand keine Verkäuferin, die mir helfen konnte. Dafür gab es in den Umkleidekabinen den üblichen Test, wie viel eine Frau aushalten kann, wenn sie sich was zum Anziehen kauft. Im Licht der Kabine sah ich aus, als ob mich der Forensiker aus der Schublade ziehen würde.

Die GFK meldete vergangene Woche, dass sich das Konsumklima in Deutschland verschlechtert hätte. Überraschung!

Hier wütete die Autorin heute zum letzten Mal