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: Krautsalat

„Alles Betty!“, 20.15 Uhr, Sat.1

Hässliche Entlein im Modebiz erleben eine erstaunliche Hochkonjunktur: Nach Lisa Plenske und Andy Sachs schlägt sich als nächstes Betty Suarez (America Ferrera, Foto) bei der New Yorker Modebibel Mode durch. Sie trägt eine zu große Brille, aus ihrem Mund blitzen die blauen Brackets der Zahnspange, und auch outfittechnisch gibt’s für das Pummelchen mit ihrem Omaschick kräftigen Punkteabzug. „O mein Gott“, entfährt es denn auch der Empfangslady, als sie im grässlichen Poncho auftaucht. „Kommst du zum Vorher-Nachher-Fotoshooting?“ Nein – Betty hat ganz was anders vor. Sie träumt von einem Job in den Medien. Tatsächlich kriegt sie die Stelle – aber nur, weil der Verlagsboss seinem Sohn Daniel, dem unersättlichen Assistentinnenvernascher, eins auswischen möchte.

So weit der Haupterzählstrang der US-Version der kolumbianischen Telenovela „Yo soy Betty, la fea“, die auch als Vorlage der zuletzt schwächelnden Sat.1-Langzeitschmonzette „Verliebt in Berlin“ diente. Die Programmpolitik von Sat.1 mag verwundern – das ZDF kauft ja auch keine US-Variante von „Wetten dass …“ ein, aber die Nebengeräusche bei „Alles Betty!“ waren wohl zu verlockend. Die Serie sorgte unter dem ungleich fieseren Titel „Ugly Betty“ beim Sender ABC im Herbst für Topeinschaltquoten, kassierte zwei Golden Globes und kann mit Gaststars wie Salma Hayek aufwarten. Ansonsten erinnert der vorerst 23-teilige Plot frappant an eine eingesoapte Version der Kinosatire „Der Teufel trägt Prada“ – auch wenn die Primetime-Novela Drive und Schärfe vermissen lässt.

Bevor Betty das Herz ihres Chefs erobert, gilt es noch das eine oder andere Schikänchen zu überstehen. Nach seiner Ansage „Ich liebe Krautsalat, aber ich verabscheue Kraut“ pickt sie tapfer mit der Pinzette jedes einzelne Krautstückchen raus – damit sich der Chef das scharf-cremige Dressing schmecken lassen kann. Aber schon nach der ersten halben Stunde bekommt der Märchenprinz Mitleid – viel zu schnell für einen wirklichen Dauerbrenner. MARTIN LANGEDER