Mehr Politik, weniger Kommerz

SOLIDARITÄT Das Schanzenfest feiert unter dem Motto „Refugees welcome“

In der Ludwigstraße steht ein Mann mit goldenem Zylinder auf einer kleinen Bühne und zieht Nummern aus einer Kugel. „18 unter dem ‚I wie Ignoranz ist auch keine Lösung’“ ruft er ins Mikrofon. „Bingo“ erwidert einer der an die 100 Zuhörer und holt sich seinen Preis ab. Das Geld für die verkauften Lose kommt der Gruppe Lampedusa in Hamburg zugute. Die hat einen Stand ein paar Hundert Meter weiter und verkauft vegane Steaks. Auf den Aushang, dass einige der Flüchtlinge dringend Schlafplätze bräuchten, hätte sich allerdings noch niemand gemeldet, sagt einer der Männer dahinter.

Das Schanzenfest steht in diesem Jahr unter dem Motto „Refugees Welcome“ und will antirassistische Politik in den Mittelpunkt rücken. Beim „Schanzenfest Salon“ berichten Flüchtlingsaktivisten wie Donnaris Okore aus Nigeria von „Women in Exile“ von ihrer Arbeit. „Wir sind keine Kriminellen“, sagt sie. „Niemand packt einfach so seine Sachen.“

Der Versuch, dem Schanzenfest wieder einen politischeren Anstrich zu geben, geht auf. An vielen Häusern hängen antirassistische Transparente, aller Orten werden Spenden gesammelt. Dass es weniger Gedränge und auch weniger Stände von kommerziellen Anbietern gab, freut die VeranstalterInnen. Unter anderem deshalb hatten sie das Fest zeitlich und räumlich verlegt, vom Samstag auf dem Schulterblatt zum Sonntag zwischen Susannen- und Sternstraße.

Die Stimmung bleibt bis zur Dämmerung entspannt. „Bislang ist alles ruhig“, sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin am späten Nachmittag. „Das wird wenn aber auch erst gegen Abend interessant“, ergänzt er mit Hinblick auf die Krawalle in früheren Jahren nach Schanzenfesten.  BENJAMIN LAUFER