Schleswig-Holstein qualitativ gewachsen

WOHLSTAND Gutachten im Auftrag der Grünen zeigt: Sozialprodukt schwach – aber den Leuten geht es gut

Schleswig-Holsteins Wirtschaft schwächelt, aber der Wohlstand des Landes ist gewachsen. Das zeigt der „Nationale Wohlfahrts-Index“ (NWI), den die Grünen-Fraktion im Kieler Landtag für das Bundesland hat berechnen lassen. Der NWI misst das Wachstum nicht nur nach Zahlen wie der klassische volkswirtschaftliche Index „Bruttoinlandsprodukt“ (BIP), sondern er bewertet diese Zahlen auch.

„Das BIP unterscheidet nicht zwischen gutem und schlechtem Wachstum“, sagt Fraktionschef Robert Habeck. „Wenn eine Ölpest oder viele Verkehrstote nach den Berechnungen des BIP ‚gut‘ sind, weil sie das Wirtschaftswachstum ankurbeln, ist das offensichtlicher Blödsinn.“ Nicht alles was die wissenschaftlichen Parameter antreibe sei gesellschaftlich sinnvoll.

Mit dem Gutachten greifen die Grünen eine alte Diskussion darüber auf, wie eine nachhaltige Verbesserung der Wohlfahrt eines Landes zu messen sei. Die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) und die Forschungsstelle für Umweltpolitik Berlin haben dafür den NWI entwickelt. Er bezieht in das BIP vernachlässigte Faktoren wie ehrenamtliche Tätigkeit positiv ein, berücksichtigt aber auch negative Faktoren wie die Ausgaben zur Beseitigung von Umweltschäden.

Während das BIP Schleswig-Holsteins 2008 nur 0,2 Prozent über dem Wert von 1999 lag, stieg der Wert des NWI in diesem Zeitraum um 9,4 Prozent. Dagegen ist das BIP deutschlandweit zwischen 1999 und 2007 um 7,4 Prozent gestiegen, der NWI jedoch um 3,2 Prozent gefallen.

Als wesentliche Gründe für diesen Unterschied nennt die FEST, dass in Schleswig-Holstein die Ungleichheit der Einkommen nicht so stark gewachsen sei wie anderswo. Außerdem sei der Energieverbrauch deutlich gesunken und es werde viel mehr Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Das Gutachten wird auf einem Kongress der Landtagsfraktion zum Thema „Qualitatives Wachstum“ am 8. Juni vorgestellt. GERNOT KNÖDLER