Neue Konkurrenz im Geschäft

UND NOCH MAL NE MALL

Hier gibt es sogar zwei oder drei Geschäfte, die man nicht schon hundertmal sah

Da streunt man also durch die „Mall of Berlin“, das neueste der neuen Einkaufszentren am Leipziger Platz, Ex-Wertheim, ein Ort mit Geschichte, die lose überdachte Passage in der Mitte gibt den Blick frei auf den Bundesrat und, weiter weg, das Adlon. Drinnen ist alles sehr gediegen und sehr poliert, und, das muss man denen ja lassen, überall sind Vergrößerungen historischer Fotografien in die Wände eingelassen, vom alten Warenhaus und der Leipziger Straße, mit Pferdekutschen und Laufburschen und Mundwasser-Reklamen.

Das Bessere sei halt der Feind des Guten, hat der Chef des Einzelhandelverbands gesagt, und dass es keinen Zweck habe, sich einzuigeln wie das alte Westberlin, wo verkaufstechnisch nie etwas Neues passiert sei, bis dann eben die Mauer fiel. Und wenn so die ganzen bunten Sachen an einem vorbeiperlen, die Accessoires und Dessous und Macarons, dann kann man sich dieser Logik zumindest für Augenblicke nicht entziehen.

Aber dies hier ist ja auch das Bessere, weil Neue, dieses 65. Shoppingcenter Berlins. Und dass jetzt alle anderen sagen, Konkurrenz belebe doch das Geschäft und sie hätten gar kein Problem mit den neuen Nachbarn, dann ist das natürlich eine Lüge, denn niemand kann sein verdammtes Geld doppelt ausgegeben, jedenfalls nicht die normalen Leute, und das sind ja immer noch die meisten. Dass die Potsdamer Platz Arkaden ein Problem mit dem erlahmenden Publikumsinteresse haben, pfeifen die Spatzen vom Weinhaus Huth, mal ganz zu schweigen von so manchem Mini-Center draußen in den Kiezen, wo Läden mit Folie abgeklebt werden, damit man nicht dahinter die Staubmäuse spielen sieht.

Was soll’s, denkt man, man hat ja keine Aktien an diesen Läden, sollen sie sich doch gegenseitig verspeisen. Aber die Gleichförmigkeit des Filialwesens, das die Malls immer weiter potenzieren? Ja, aber geht man denn nicht selbst in diese Läden? Hier an der Leipziger Straße gibt es sogar zwei oder drei Geschäfte, die man nicht schon hundertmal gesehen hat, sogar der schwäbische Trikotagenhersteller, genau, der mit dem Affen, der ist auch da und produziert ja in Deutschland, also voll fair auch.

Trotzdem ist man fast beruhigt, als das Ding dann doch zu nerven beginnt. Die Schwarz-Weiß-Fotos sieht man sich zwar gerne an, merkt dann aber, dass sie sich ständig wiederholen. Im Fast-Food-Bereich stehen die Tische viel zu eng, und die Nudelsuppe schmeckt nicht. Willkommen in Berlin CLAUDIUS PRÖSSER