Energie-Kontroverse

Für die Stände der Ökostrom-Anbieter ist der Marktplatz bei den derzeit laufenden Klimaschutztagen tabu

SWB darf ungeachtet der Kohlekraftwerks-Pläne für ihren „proNatur“-Tarif werben

Die Organisatorin der ersten Bremer Klimaschutztage, die Bremer Energie-Konsens GmbH, steht weiter in der Kritik. Die nach eigenen Angaben „unabhängige“ Klimaschutzagentur werbe zwar für den Wechsel zu Ökostromanbietern, beim Abschluss-Event am Donnerstag auf dem Marktplatz aber seien diese ausgeschlossen: „Mir haben sie untersagt, da einen Stand zu machen“, klagt Jan Saffe, Bremer Ökostrompionier und eifriger Werber für den umweltfreundlichen Strom der bürgereigenen Energiewerke Schönau (EWS).

Ähnliche Erfahrungen machte Patrick Fank, Verkäufer des Hamburger Ökostromanbieters „Lichtblick“, der unter anderem die Bremer Universität versorgt. Als Reaktion auf die Suchanzeige der Energie-Konsens GmbH nach KooperationspartnerInnen für die Klimaschutztage habe man „mehrfach angefragt“, ob man dort nicht mit einem Stand vertreten sein könne, berichtet er auf Nachfrage. Erst vor wenigen Tagen hätten Mitarbeiter der Klimaschutzagentur dann signalisiert: „Das wird nichts.“

Energie-Konsens-Sprecher Martin Grocholl bestätigt die Absagen, verweist aber auf den nicht-kommerziellen Charakter des Marktplatz-Aktionstags. „Reine Verkaufsstände“, wie sie „Lichtblick“ im Sinn gehabt habe, seien dort nicht zugelassen, sagt er.

Fank hält das für vorgeschoben. Schließlich dürfe etwa die SWB „ungeachtet ihrer Kohlekraftwerks-Pläne“ als Kooperationspartner der Klimaschutztage sogar in deren Faltblättern für den Wechsel zu ihrem Stromtarif „proNatur“ werben.

Erst kürzlich hatte Energie-Konsens-Geschäftsführer Cornelis Rasmussen erklärt, das heftig umstrittene Kohlekraftwerk der SWB, das den Kohlendioxid-Ausstoß Bremens um fast die Hälfte steigern würde, sei offiziell kein Thema: „Darum geht es in den Klimaschutztagen nicht.“ Die SWB gehört zu den Financiers der Energie-Konsens GmbH.

Als inhaltliche Kritik am Ökostrom will Grocholl die Absage an „Lichtblick“ und EWS indes nicht verstanden wissen. Ganz im Gegenteil: Zwei Tonnen Kohlendioxid im Jahr bleiben der Atmosphäre erspart, wenn ein Haushalt seinen Strombedarf mit Ökostrom aus erneuerbaren Energien und hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung deckt, hat die Klimaschutzagentur ausgerechnet. Der Wechsel weg vom Kohle- und Atomstrom, der mit einer Postkarte in fünf Minuten erledigt ist, sei daher ein „ganz wichtiger Schritt“, betont Grocholl. SIM