Griechenland bittet um etwas Luft

KRISE Athen benötigt jedoch keine weiteren Milliarden, verspricht Regierungschef Samaras in Berlin

BERLIN taz | Auf der Pressekonferenz nach dem Treffen mit Angela Merkel wirkt Antonis Samaras leicht angespannt. Sein Land mache gute Fortschritte und bräuchte deshalb kein weiteres Hilfsprogramm, versichert der griechische Regierungschef. Aber: Dennoch sei es nötig, gewisse „Erleichterungen“ ins Auge zu fassen. Griechenland müsse die Möglichkeit bekommen, „Luft zu holen“.

Eine ähnliche Formulierung hatte Samaras nach seinem ersten 4-Augen-Gespräch mit der deutschen Kanzlerin im August 2012 verwendet. Damals ging es darum, mehr Zeit für die Umsetzung der zugesagten Reformen zu kaufen und Notfallpläne für den „Grexit“, einen griechischen Euro-Austritt, endgültig zu begraben.

Auch bei Samaras’ Besuch am Dienstag in Berlin legte Merkel Wert auf Reformen: Sie lobte zwar „die ersten zarten Pflänzchen des Erfolgs“ bei den Reformen, vermied es jedoch, über Details oder sogar Erleichterungen für Athen zu sprechen – und verwies lieber auf den Kontrollbesuch der Troika in Griechenland in der kommenden Woche.

Griechenland wird seit 2010 mit internationalen Geldern vor der Staatspleite bewahrt. Insgesamt pumpten Internationaler Währungsfonds (IWF) und Eurorettungsschirm 240 Milliarden Euro in den Etat. Die Hilfe der Europartner läuft Ende 2014 aus, die des IWF erst Anfang 2016. Allerdings deutete Samaras an, dass seine Regierung gerne früher auch auf die IWF-Milliarden verzichten würde. Im nächsten Jahr könne das Land seine Kreditaufnahme am freien Kapitalmarkt alleine bewältigen. 2014 hat die Regierung in Athen den Markt bereits zweimal erfolgreich um Geld angezapft. Im Vorfeld des Samaras-Besuchs hatten regierungsnahe Kommentatoren in Griechenland bereits den Eindruck entstehen lassen, der Premier werde sich in Berlin für einen „Reformrabatt“ stark machen und zudem um eine umfassende Schuldenregelung am besten noch in diesem Jahr bitten.

Fraglich, ob für Samaras mehr zu holen ist als für seinen französischen Amtskollegen Manuel Valls, dessen Wunsch nach mehr Flexibilität am Vortag in Berlin offenbar abgewimmelt worden war. Die Medienmeute wollten natürlich wissen, wie Samaras zum Anliegen Frankreichs stehe. Der griff in die Philosophenkiste: „Alles mit Maß“, zitierte Samaras den altgriechischen Denker Kleovoulos. Damit gab sich die Linkspartei Syriza nicht zufrieden: Das Treffen in Berlin sei ein Fiasko gewesen, sagte ein Sprecher. JANNIS PAPADIMITRIOU