Tickets für Josephat und Priscilla

Die Kinder einer Frau, die nach ihrer Abschiebung aus Niedersachsen unter unklaren Umständen im Kongo verstarb, dürfen offenbar dauerhaft nach Deutschland zurückkehren. Einreisen werden die Geschwister voraussichtlich Ende Mai

Zwischen dem niedersächsischen Emmerthal und der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa spielte sich vor drei Jahren ein Drama ab. Eine nach Afrika Abgeschobene starb bei der Geburt ihres vierten Kindes. Zwei damals mit abgeschobene Kinder dürfen nun offenbar nach Deutschland zurück. Nach Angaben des Niedersächsischen Flüchtlingsrats ist eine so genannte Vorabzustimmung zur Einreise erteilt worden.

1995 war das Ehepaar Freddy Kisuwu Ndungigi und Tshiana Nguya mit seinen Söhnen Fabrice (1989 geboren) und Josephat (1994 geboren) aus der Demokratischen Republik Kongo nach Deutschland geflüchtet. Tochter Priscilla kam 2002 in Emmerthal zur Welt. Die Asylanträge der Familie wurden nach längerem Hin und Her abgelehnt.

In der Nacht zum 17. Februar 2004 sollte die Familie abgeschoben werden. Fabrice gelang die Flucht, die Eltern und die beiden jüngeren Kinder wurden ins Flugzeug nach Amsterdam gesetzt. Dort musste der Vater ins Krankenhaus, und die Niederländer schickten die Familie zurück nach Deutschland. Hier hielt sie sich aus Angst zunächst versteckt.

Tshiana Nguya wurde erneut schwanger. Weil sie keinen Arzt fand, der sie ohne Krankenschein behandelte, fuhr sie am 21. Juni 2004 zur Ausländerbehörde nach Hameln. Dort wurde sie umgehend verhaftet, die Kinder kamen in Pflegefamilien. Am 26. August erfolgte die zweite Abschiebung. In Kinshasa kam die Kongolesin dann in Polizeihaft und wurde später in einem Militärcamp arretiert. Weil sich ihr Gesundheitszustand verschlimmerte, übergaben die Behörden die Frau offenbar vorübergehend in die Obhut einer evangelischen Gemeinde, in der sie vor ihrer Flucht mitgearbeitet hatte. Am 7. Dezember 2004 dann starben das Neugeborene und die Mutter nach Angaben des Flüchtlingsrates in der Klinik. Josephat und Priscilla befanden sich zuletzt in Obhut der Gemeinde. Der Ehemann und Fabrice sollen weiter untergetaucht sein.

Nach Angaben des Flüchtlingsrates will eine Schwester der Toten am 7. Mai nach Kinshasa fliegen, um die Kinder abzuholen. Für den 27. Mai sei die Einreise der Kinder geplant. Beim Petitionsausschuss des Landtags war nach dem Tod der Mutter fast zwei Jahre lang ein Bleiberechtsantrag anhängig, der schließlich abgelehnt wurde. Nun ermöglichten Berliner Behörden die Rückkehr, weil ein Privatmann eine Bürgschaft für den Unterhalt der Kinder übernommen hat. REIMAR PAUL