Die perfekte Frisur

WestLB-Chef Fischer will im Landtag nichts Neues zur Spekulationsaffäre sagen – und doch nicht schweigen

Thomas Fischer trägt zur goldenen Uhr ein eierschalenfarbenes Einstecktuch. Beim Chef der WestLB ist es wichtig, genau hinzusehen – schließlich hat er schon Menschen verklagt, die die Farbe seiner Schuhe falsch wiedergegeben haben. An diesem Tag im Düsseldorfer Landtag muss sich der Banker um seinen Auftritt keine Sorgen machen: Er ist der mit Abstand am besten angezogene Mann im Rund. „Düsseldorf, elf Uhr, die Frisur sitzt perfekt“, murmelt ein SPD-Abgeordneter, als Fischer den Saal betritt. Finanzminister Helmut Linssen erhebt sich, schüttelt seine Hand – und dankt fürs Kommen.

Tatsächlich sind die meisten Parlamentarier zwischen devot und dankbar angesichts des Gnadenbesuchs des Vorstandsvorsitzenden der ehemaligen Landesbank. Denn obwohl seine Mitarbeiter in den vergangenen Monaten vermutlich 100 bis 300 Millionen Euro bei Spekulationsgeschäften verzockt haben und das Land Nordrhein-Westfalen direkt oder indirekt noch 37 Prozent der Aktien der WestLB hält, kann Fischer nicht vorgeladen werden. Seit dem Jahr 2002 arbeitet die Bank weitgehend autonom – und Fischer hat die Abgeordneten das in den vergangenen Tagen spüren lassen. Zuerst hieß es, er habe keine Zeit für den Landtag, dann wollte er doch kommen, schließlich nur in nicht-öffentlicher Sitzung sprechen.

Dass Fischer sich dann doch äußert, ist nur bedingt ein Gewinn: „Schonungslos, hart und schnell“ wolle er die Affäre um dubiose Aktiendeals aufklären, die er für „mehr als eine Ansammlung von Fehlern“ hält. Sich selbst lobt er dafür, die WestLB dieses Mal im Gegensatz zu früheren Affären „ganz schnell unter die dritte Gewalt des Staates, also die Justiz“ unterworfen zu haben. Keine Auskunft gibt Fischer jedoch zu den entscheidenden Fragen: Wer hatte wann von den Spekulationsgeschäften der Manager gewusst? Hatte es nicht schon im November 2006 Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gegeben?

Fischer schweigt, dafür stellt ihm Finanzminister Linssen einen zumindest vorläufigen Persilschein aus. „Bislang gibt es keine Hinweise auf Organisationsversagen oder mangelnde Risikokontrolle“, sagt der CDUler. Auf einer Aufsichtsratssitzung in der kommenden Woche will die WestLB das Land und seine anderen Anteilseigner genauer informieren. Dass Linssen danach gesprächiger sein wird, ist jedoch unwahrscheinlich: „Erste Regel: Ein Aufsichtsrat plaudert nicht“, sagt er. KLAUS JANSEN