„Zehnmal so groß“

TRAINING Das Klinikum-Mitte probt den Ebola-Ernstfall – und sucht weitere Freiwillige

■ ist Direktor des Instituts für Allgemeine Hygiene, Krankenhaus-Hygiene und Umwelthygiene am Klinikum Bremen-Mitte.

taz: Herr Eikenberg, am Klinikum-Mitte trainieren Sie heute den Ernstfall mit dem Ebola-Erreger. Warum ausgerechnet dort?

Martin Eikenberg: Wir sind das einzige Krankenhaus in Bremen, das bereits entsprechende Vorsorge-Strukturen entwickelt hat. Seit Juli arbeiten wir an entsprechenden Plänen, heute ist schon unser viertes Training. Im Infektionsalarmplan des Landes Bremen ist vorgesehen, dass Ebola-Patienten zunächst zu uns kommen, wenn am Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf keine Kapazitäten mehr frei sind oder die Patienten nicht transportfähig sind. Aber die anderen Bremen-Häuser ziehen jetzt nach.

Was üben Sie konkret?

Zum Beispiel das An-, vor allem aber auch das Ausziehen von Schutzanzügen – dabei kann man sich ja auch wiederum kontaminieren. Ferner geht es um logistische Abläufe: Was wird wann, wo und wie desinfiziert? Auch der Müll, der aus der Station herauskommt, muss ja sterilisiert werden.

Haben Sie genügend freiwillige Fachkräfte, um Ebola-Patienten im Ernstfall versorgen zu können?

Wir haben Freiwillige aus allen Bereichen, sodass wir Kranke ausreichend versorgen könnten. Insgesamt sind das etwa 20 bis 30 Fachkräfte. Für einen längeren Zeitraum würde das allerdings noch nicht ausreichen. Insofern dienen unsere Trainings auch dem Zweck, weitere Freiwillige zu gewinnen.

Könnte es sonst entsprechende Dienstanweisungen geben?

Der Infektionsalarmplan sieht vor, dass diese Dienste angeordnet werden. Aber wir gehen davon aus, dass wir genügend Freiwillige haben werden.

Sie haben für den Ernstfall Räume in der früheren Frauenklinik hergerichtet, die wegen des Neubaus schon weitgehend leer steht. Wie groß schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass Sie die auch brauchen werden?

Da kann man glücklicherweise keine Wahrscheinlichkeit beziffern. Aber man kann mit Sicherheit sagen: Es könnte theoretisch eintreten. Und das langt schon, um sich vorbereiten zu müssen. Der aktuelle Ebola-Ausbruch in Westafrika ist mehr als zehnmal so groß wie die umfangreichsten in der Vergangenheit aufgetretenen Ebola-Epidemien. Und es ist noch keinerlei Besserung in Sicht.  INTERVIEW: HB