Leserinnenvorwurf

Wollt ihr „Rechte“ einfangen?

Ich war so wütend und frustriert über den dümmlichen und provokanten Artikel von Reinhard Wolf „Wer fragt die Polynesier?“ (Leidtragende des deutschen Atomausstiegs, 30. 4./1. 5.), so ärgerlich über die kostbare Zeit, die ich mit dem Lesen zugebracht habe. Warum macht ihr so was, liebe Leute, habt ihr es nötig, mit so was eure Seiten zu füllen? Glaubt ihr, dass ihr manchmal zwischendurch eure Leserschaft damit herausfordern müsst, Meinungen abzudrucken, die quer zu allem stehen, was ihr sonst ja zum Glück auch offensiv vertretet? Oder ist euer Kalkül, dass mit solch einem Statement auch mal ein „Rechter“ eingefangen wird? Oder was? IRENE FRÖHLICH, Husum

taz-Antwort
Keine Frage von „links“ und „rechts“

Liebe Frau Fröhlich, ob ein Ausstieg aus der Atomenergie zulasten des Klimaschutzes geht, wie manche behaupten, und ob unser Energiebedarf in Zukunft allein mithilfe erneuerbarer Energien wie Windkraft gedeckt werden kann, das gehört zu den großen Zukunftsfragen, denen wir uns (nicht nur bei der taz) stellen müssen. Eine Debatte darüber halten wir für absolut unausweichlich.

Die Antworten auf die Frage, ob zwischen dem Wunsch nach einem schnellen Ausstieg aus der Atomenergie und dem Willen zum Klimaschutz nicht ein Zielkonflikt besteht, haben meines Erachtens auch nur wenig mit „links“ oder „rechts“ zu tun, sondern mit unterschiedlichen Szenarien, die vorstellbar sind. Und ja, wir wollen unsere Leser gerne dazu provozieren, sich eine eigene Meinung zu bilden, und nicht nur vorgefasste Meinungen bestätigen.

Darum drucken wir gerne streitbare und auch widerstreitende Beiträge ab. Die taz steht zwar für bestimmte Grundüberzeugungen (wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit) ein. Aber eine Einheitsmeinung werden Sie bei uns dazu sicher kaum finden. DANIEL BAX Redakteur Meinung + Diskussion