Schäumstoff aus Austria

MARKETING Um den Absatz auf dem US-Markt zu sichern, lässt Red Bull in New York Fußball spielen

Es war ein Megadeal zwischen zwei Global Playern der Weltwirtschaft. Die Anschutz Entertainment Group, eine der weltweit größten Medienunternehmungen, einigte sich mit dem österreichischen Brause-Hersteller Red Bull. Das Objekt der Begierde, das 2006 letztlich für 30 Millionen US-Dollar über den Verhandlungstisch ging: ein Sportverein. Dietrich Mateschitz hatte die New York Metro Stars gekauft, den Fußballklub in der Major League Soccer (MLS), für den bereits die Weltmeister Lothar Matthäus, Branco oder Youri Djorkaeff im Spätherbst ihrer Karriere kickten. Mateschitz machte aus ihm im Handumdrehen die New York Red Bulls.

Fünf Jahre nach der Übernahme führen die Bullen, die in der letzten Saison im Viertelfinale der Playoffs an San José gescheitert waren, die Eastern Conference an. Von sieben Partien seit Saisonbeginn im März hat das Team des schwedischen Trainers Hans Backe vier gewonnen und nur eine verloren. Die altinternationalen Superstars des Teams, die mexikanische Barça-Ikone Rafael Márquez und der elegant anmutende Franzose Thierry Henry, bringen nicht nur viel Glamour, sondern auch passable Leistung. Zählte Henry zu Hochzeiten zu den begnadesten Kickern des Erdballs, reicht es im fortgeschrittenen Sportleralter von 33 Jahren für die MLS noch allemal. Seine persönliche Saisonbilanz: drei Tore, zwei Vorlagen. Mateschitz’ Plan, „das Team und die Position der New York Red Bulls in der Fußball-Metropole der Ostküste zu stärken“, er scheint aufzugehen.

Der sportliche Erfolg ist das eine, der wirtschaftliche das andere. Seit dem vergangenen Jahr spielen die New Yorker in der nigelnagelneuen Red Bull Arena. Das Stadion kostete geschätzte 200 Millionen US-Dollar, bietet 25.000 Zuschauern Platz und wurde im Vorjahr mit einem Freundschaftsspiel gegen den brasilianischen Traditionsverein FC Santos eingeweiht. Der Zuschauerzuspruch ist, gemessen am dürftigen Ligaschnitt, ordentlich: Drei der vier New Yorker Heimspiele sahen mehr als 19.000 Zuschauer. Die werbewirksamen roten Bullen auf den New-York-Leibchen aber gibt es nicht nur im Stadion zu bestaunen: Der Verein schloss vor der Saison einen neuen TV-Vertrag mit MSG Networks ab, der alle Spiele des Vereins in den nächsten Jahren live ins Kabelfernsehen ausstrahlt. Darunter fällt auch das persönliche All Star Game von Henry & Co.: Im Juli gastiert der Champions-League-Finalist Manchester United in Big Apple.

Zwar ist Soccer in den Vereinigten Staaten noch immer nicht Baseball oder Basketball. Dass Wirtschaftsunternehmen einen Sportverein als Marketinginstrument benutzen, ist in den USA aber gängig und scheint akzeptiert. Denn: Die New York Red Bulls sind keine Ausnahme. Am Samstag steigt das MLS-Spitzenspiel gegen die Los Angelas Galaxy. Die gehören, na klar, der Anschutz Entertainment Group und spielen im Mittelfeld mit einem Popstar: mit David Beckham. JAN LÜKE