Geisel hingerichtet

Taliban enthaupten in Südafghanistan einen Journalisten und drohen mit weiteren Morden

ROM/KABUL ap/taz ■ Der verschleppte afghanische Dolmetscher und Journalist Adschmal Nakschbandi ist am Sonntag in der südlichen Provinz Helmand enthauptet worden. Wie ein Taliban-Sprecher am Sonntag mitteilte, habe die Regierung nicht wie gefordert zwei Taliban-Kommandeure freigelassen. Der afghanische Geheimdienst bestätigte den Tod Nakschbandis.

Anfang März war der Dolmetscher mit dem italienischen Journalisten Daniele Mastrogiacomo und einem Fahrer verschleppt worden. Die drei Männer waren von den Kämpfern verhört worden mit dem Verdacht, für die britische Armee zu spionieren. Mastrogiacomo war nach 15 Tagen frei gekommen im Austausch gegen fünf Taliban-Kämpfer. Der Fahrer Sayed Agha wurde am 16. März enthauptet.

Nach der Tat richtete ein Taliban-Sprecher Vorwürfe an die Regierung. Diese hätte die Forderungen der Entführer im Falle Mastrogiacomos erfüllt, sich aber nicht um den afghanischen Journalisten gekümmert. Der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs, forderte die afghanischen Behörden auf, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Großbritannien, die USA und Journalistenvereinigungen kritisierten die italienische Regierung, sie seien den Taliban gegenüber zu nachgiebig gewesen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verteidigte den Gefangenenaustausch, wolle aber einen solchen nicht wiederholen.

Gestern drohten die Taliban gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit der Ermordung eines weiteren Afghanen, wenn die Regierung nicht bis zum 15. April Verhandlungen aufnimmt. Die Geisel gehört zu einem Ende März entführten Team französischer Ärzte. Die französische Regierung hatte am Freitag mitgeteilt, mit der afghanischen Regierung bezüglich der Geiseln in Kontakt zu stehen, wollte sich aber nicht zu Einzelheiten äußern.

Unterdessen wurden am Sonntag bei zwei Bombenanschlägen in der Provinz Helmand sechs kanadische Soldaten und ein weiterer Soldat der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (Isaf) getötet. Es war der verlustreichste Tag für die ausländischen Truppen seit Juni 2005, als 16 US-Soldaten bei einem Hubschrauberabsturz umkamen. Offensichtlich reagierten die Taliban mit den Anschlägen auf eine umfangreiche Nato-Offensive gegen den Mohnanbau. Am Samstag eroberten afghanische und Isaf-Soldaten die von den Taliban gehaltene Stadt Sangin zurück. In der Provinz Chost erschoss ein Bewaffneter von einem Motorrad aus zwei Afghanen, die für die Isaf arbeiteten.