Erst mal doch kein Streik bei der BBC

SCHLAU Die Gewerkschaft hat sich den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, um zu verhandeln

Bei der Journalistengewerkschaft der BBC versteht man es sich in der Kunst, wie man einen besseren Deal für seine Arbeiter erreicht, denn als am Freitagmorgen die Meldung durchsickerte, dass ein befürchteter Streik von BBC News abgesagt wurde, atmeten alle auf.

Sieben Tage vorher muss man in Großbritannien den Tag, an dem beschlossene Streikaktion durchgeführt werden sollen, beim Arbeitgeber anmelden. So verlangt es das Recht.

Die BBC-News-Mitarbeiter hatten sich mit 86,9 Prozent Mehrheit für eine solche Aktionen ausgesprochen. Alles, was nun notwendig war, war die Wahl eines Tages. Am Freitag den 19. September hätte das die Nachrichtenübertragung von einem der wichtigsten und geschichtsträchtigen Ereignisse Großbritanniens in seiner modernen Geschichte getroffen, der Nacht und den Morgen der Wahlergebnisse zum Unabhängigkeitsreferndum in Schottland. Nicht auszudenken, was für Chaos da ein Streik angerichtet hätte.

Es ist anzunehmen, dass Vertreter der Gewerkschaft National Union of Journalists (NUJ) mit der Munition, dass sie genau das machen könnten, in die Verhandlungen mit den Oberetagen getreten sind. Einer der rohen Punkte war, dass 415 Mitarbeiter entlassen werden sollten, man aber danach 195 neue Mitarbeiter brauchte. Man weigerte sich aber, diese aus den entlassenen oder überflüssigen Arbeiterschaft zu rekrutieren. Davon hat man nun abgelassen, also gibt es vorläufig auch keinen Streik.

Eine Sprecherin der NUJ sagte, dass man ganz bewusst diese Strategie benutzt, denn man wolle das Aussetzten der Arbeit so effektiv wie möglich einsetzten. Sollte es bei BBC News dennoch nicht klappen, gab sie an, hätte man noch alternative Termine, beispielsweise die bevorstehenden Parteikongresse. DANIEL ZYLBERSZTAJN, LONDON