Lärm-Maut soll Züge leiser machen

Verkehrsminister bringt Extraabgabe für laute Güterzüge ins Gespräch. Deutsche Bahn fürchtet Mehraufwand

BERLIN taz ■ Bahnunternehmen sollen künftig mehr für die Schienennutzung lauter Güterzüge bezahlen. Eine solche Lärm-Maut brachte Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) jetzt ins Gespräch. Am Montag hatte Bahnchef Hartmut Mehdorn die Bundesregierung aufgefordert, die Umrüstung von alten Güterwaggons auf die „Flüsterbremse“ zu bezahlen. Waggons mit neuer Bremstechnik machen nur halb so viel Krach wie alte Waggons.

Während das Verkehrsministerium prüft, ob eine solche Förderung nach EU-Recht erlaubt ist, bringt es mit der Lärm-Maut eine für die Bundesregierung kostengünstigere Variante ins Spiel: „Mit höheren Trassenpreisen für laute Fahrzeuge könnte ein wirtschaftlicher Anreiz zur schnelleren Umrüstung alter Güterwagen geschaffen werden“, sagte Tiefensee. Die Bahnunternehmen zahlen bisher für jeden gefahrenen Schienenkilometer eine Gebühr an die DB Netz. Diese Gebühr könnte nun je nach Lärmpegel gestaffelt werden.

Die Deutsche Bahn ist nicht begeistert von der Idee: „Das würde den bürokratischen Aufwand potenzieren“, sagte ein Sprecher. Viele Waggons würden auf ihrer Fahrt mehrfach umgekoppelt. Da sei es zu aufwendig, für jeden einzelnen die Streckenkilometer festzustellen.

Verkehrsexperten bezweifeln das jedoch: „Die Bahn übertreibt den Aufwand“, sagt Michael Jäcker vom Umweltbundesamt. Die Kosten seien deutlich niedriger als etwa bei der Lkw-Maut. „DB Netz weiß genau, welche Wagen wo auf dem Netz verkehren“, so Jäcker. Man müsse also nur noch kennzeichnen, ob sie laut oder leise seien.

Matthias Pippert von der Allianz pro Schiene hält dagegen die „direkte Förderung der Umrüstung für dringender“. Eine Lärm-Maut dürfe die Trassenpreise insgesamt nicht erhöhen. „Die Schiene darf im Vergleich zur Straße nicht stärker belastet werden“, so Pippert. Die Umrüstung aller 135.000 Güterwaggons aus dem Altbestand würde rund 600 Millionen Euro kosten.

NIKOLAI FICHTNER