ISABEL LOTT WUTBÜRGERIN
: Ich will miese Laune, keine App

Der Berufsstand der Taxifahrer hat sich seinen schlechten Ruf bei mir hart erarbeitet. Radle ich durch die Stadt, werde ich von ihnen geschnitten oder unter wildem Gehupe von der Fahrbahn gedrängt. Sitze ich bei ihnen auf der Rückbank, ist die Stimmung auch nicht besser. Irgendwas ist immer: mein Geldschein zu groß oder die Fahrt zu kurz. Die Fahrer sind meistens schlecht gelaunt, weil sie zu wenig Umsatz machen, die Fahrgäste unverschämt sind und die Straßen zu voll.

Trotzdem fand ich die Bemerkung eines Freundes, wie super es doch sei, dass die Taxifahrer mit der Uber-App endlich klare Kante bekommen, total daneben. Sobald es um Start-ups und Internet plus Apps geht, schalten die Leute ihren Verstand aus. Klar hört es sich erst mal lässig an, über die App einen entspannten Freizeitfahrer zu kontakten, der einen mit seinem eigenen Auto billig um die Ecke fährt.

Aber was das tatsächlich bedeutet, interessiert die Billigheimer nicht. Die bejubeln Wettbewerb und Innovation und bezeichnen die Regeln für Personenbeförderung und soziale Standards als total altmodisch. Aber bei diesem System werden dem privaten Fahrer die Betriebskosten und das volle Risiko überlassen. Seine einzige Sicherheit besteht darin, dass er den Investoren von Google und Goldman Sachs 20 Prozent vom Umsatz überweisen muss. Dafür sind die Kunden in den Privatkisten weder versichert, noch wissen sie, wer da überhaupt hinterm Steuer sitzt.

Falls sich das durchsetzt, müssen sich die Taxifahrer wie die Deppen der Nation vorkommen. Die werden jährlich gecheckt, müssen aufwendige Prüfungen ablegen, Versicherungen bezahlen, haben eine Beförderungspflicht und zahlen Sozialabgaben.

Aber die Kunden sind von Uber begeistert, obwohl gerichtlich verboten, gehört deren App zu den beliebtesten Downloads. Diesen Usern wünsche ich, dass ihre sozialversicherungspflichtigen Jobs auch als App enden.

Hier wütet alle zwei Wochen Isabel Lott