Die Baracken stehen noch

GEDENKEN Eine Ausstellung erinnert an die Zwangsarbeiter von Fuhlsbüttel

Auf einem Foto lächeln die jungen Männer. Sie tragen Anzug und Krawatte, sie legen sich die Arme auf die Schultern. „Die Zwangsarbeiter wollten auf Bildern für ihre Familien den Eindruck erwecken, es ginge ihnen gut. Das war aber nicht so“, sagt Benno Finkelmeyer von der Willi-Bredel-Gesellschaft. Die Gesellschaft hat sich 1997 dafür eingesetzt, dass die Baracken der Zwangsarbeiter nahe des Flughafens Fuhlsbüttel nicht abgerissen werden. Sie hat dort eine Gedenkstätte aufgebaut, die am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals zu besichtigen ist.

Auf je 48 Quadratmetern lebten 18 Männer. Anhand von nachgebauten Betten und Kleidung lässt sich die Lebenssituation der 144 Männer nachvollziehen, die vor allem aus den Niederlanden kamen. Das Barackenlager hatte die Firma „Kowahl und Bruns“ 1942 beantragt. Sie war dafür zuständig, Flughäfen für den Krieg zu tarnen. Firmenchef Emil Bruns wurde zu drei Jahren Gefängnis wegen der Misshandlung von KZ-Häftlingen verurteilt.

Einige der jungen Männer arbeiteten für Kowahl und Bruns auf dem Flughafen. Die meisten mussten für das Unternehmen Röntgenmüller Röntgengeräte oder Kriegsausrüstung herstellen. Zehn Stunden am Tag hätten sie gearbeitet, sagt Finkelmeyer. Essen bekamen sie „nur so viel, dass sie gerade noch arbeiten konnten“. Die Nazis hatten die Niederländer in deren Heimat unter Druck gesetzt. Sie drohten, deren Familien die Lebensmittelkarten zu entziehen, wenn sie nicht nach Deutschland gingen.

Schon vor Jahren hatte die Willi-Bredel-Gesellschaft in einer niederländischen Zeitung für ehemalige Zwangsarbeiter einen Aufruf veröffentlicht. Fünf der Männer, die in Fuhlsbüttel gelebt hatten, sind daraufhin im Jahr 2000 zu den Baracken gereist. Die Frage, die alle gestellt hätten, sei: Warum erst jetzt? Warum gibt es hier erst nach über 50 Jahren eine Erinnerung?

Heute können Besucher in den Baracken von den Lebensumständen der Zwangsarbeiter lesen. Finkelmeyer sagt, die Barackenanlage am Flughafen sei die einzige von über Tausend in Hamburg und Umgebung, die im Gesamten noch erhalten ist.  NORA KOLHOFF

■ Öffnung im Rahmen des Tags des offenen Denkmals: So, 14. 9., 14–17 Uhr, Wilhelm-Raabe-Weg 23