Welt-AG vor Spaltung

Vor der Hauptversammlung von DaimlerChrysler wächst der Druck, Chrysler zu verkaufen – an Finanzinvestoren

FRANKFURT/MAIN taz ■ Als „historisch“ wurde die 1998 beschlossene Fusion der deutschen Daimler-Benz AG mit dem US-Automobilgiganten Chrysler vom damaligen Daimler-Chef Jürgen Schrempp bezeichnet. Von der „Welt AG“ träumte man damals in den Firmenzentralen in Stuttgart und Auburn Hills.

Aus und vorbei. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche ist seit Februar dabei, unter dem Druck der Großaktionäre das Lebenswerk seines Vorgängers zu zerschlagen: Chrysler soll verkauft werden. Und diverse Finanzinvestoren stehen schon Schlange. 4 bis 6 Milliarden Dollar sei das angeschlagene Unternehmen wert, glauben Analysten deutscher Banken. Doch wer Chrysler kauft, muss auch die Kosten in noch unbekannter Höhe für die überlebensnotwendige Restrukturierung der traditionsreichen Autoschmiede und die Pensionszahlungen übernehmen.

Davon nämlich will sich Zetsche nicht die schöne Bilanz für die Mercedes Car Group verhageln lassen, die nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wieder glänzend dasteht. Zurück in die Zukunft heißt jetzt die Devise. Wie früher sollen im Bereich Pkw nach dem neuesten Stand der Technik wieder ausschließlich schöne Autos für eine anspruchsvolle Kundschaft in aller Welt gebaut werden. Das funktioniert schon seit 2006. Da wurde Mercedes Weltmarktführer im Premiumsegment.

Dagegen setzte Chrysler auf die falsche Strategie. Sprit fressende Monsterautos wie etwa der Dodge Caliber – eine Waffe auf vier Rädern – wurden von der Kundschaft nicht angenommen. Denn auch in den Staaten steigen die Spritpreise. Bei Chrysler wurde diese Entwicklung verschlafen.

Falls die Abspaltung von Chrysler nicht gelingt, könnte schnell der gesamte Konzern Ziel einer feindlichen Übernahme werden, warnte Zetsche kürzlich. Auch ein Unternehmen mit einem Börsenwert von 50 Milliarden Euro sei dagegen nicht gefeit. Institutionelle Anleger aus aller Welt halten ohnehin schon knapp 70 Prozent an DaimlerChrysler. Der Deutschen Bank gehören nur noch etwas mehr als 4 Prozent. Und nach 17 Jahren scheidet auch Hilmar „Peanuts“ Kopper von der Deutschen Bank als Vorsitzender des Aufsichtsrats aus dem Amt.

Die Kapitalgesellschaften warten schon. Die Beteiligungsgesellschaft Blackstone soll im vergangenen Jahr für Unternehmensbeteiligungen oder -übernahmen etwa 600 Milliarden Dollar ausgegeben haben. 50 Milliarden Euro für DaimlerChrysler – Peanuts also für „Heuschrecken“.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT