DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Beliebtes Auslaufmodell

WAS SAGT UNS DAS? Der Dalai Lama will nach seinem Tod sein Amt abschaffen

Er giggelt gern. Er verbreitet viele schlichte Weisheiten, die selten wehtun. Und im mehrheitlich christlichen Deutschland ist er beliebter als der Papst – der 14. Dalai Lama. Das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, inzwischen 79, ist sicher, dass er mindestens hundert Jahre alt wird. Das erklärte der Friedensnobelpreisträger jüngst in einem Interview. Die Message: Chinesen, die ihr in mir euren Feind und in der Zeit euren Bündnispartner seht, freut euch nicht zu früh! Und Tibeter, für die ich Identifikationsfigur bin, fürchtet euch nicht!

Doch der Dalai Lama plädiert in dem Interview sogar für die Abschaffung seines Amtes. Das hatte er bereits beschnitten: Früher war er geistiges und politisches Oberhaupt, seit 2011 hat er offiziell nur noch die religiöse Funktion. Die Exilregierung im indischen Dharamsala führt seitdem ein Premierminister mit Anzug und Krawatte. Sein Einfluss ist gering.

„Die Institution des Dalai Lama wurde zu etwas Wichtigem wegen der politischen Macht. Diese gibt es heute nicht mehr,“ sagt der Dalai Lama nun. „Damit enden auch fast fünf Jahrhunderte der Dalai-Lama-Tradition, und das geschieht freiwillig.“ Die Institution habe ausgedient.

Der Dalai Lama wurde stets in Tibet wiedergeboren. Doch das wird seit 1950 von China kontrolliert. 1995 scheiterte der Versuch tibetischer Exilkräfte, die Reinkarnation des Panchen Lama, eines anderen hohen Würdenträgers, einzusetzen. Peking ließ ihn verschwinden und setzte einen Sohn tibetischer KP-Kader ein. Später erklärte der Dalai Lama, er müsse nicht in Tibet wiedergeboren werden. Das würde auf zwei Nachfolger hinauslaufen: einen im Exil und einen unter Chinas Kontrolle. Das erklärt die jüngste Äußerung des Lamas: Kein Dalai Lama ist besser als zwei Konkurrierende. HAN